Swiss-Life-Boss zu Rücktritt gedrängt

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Insider behauptetSwiss-Life-Boss zu Rücktritt gedrängt

Der Abgang von Swiss-Life-CEO Bruno Pfister scheint nicht ganz freiwillig. Der 54-Jährige sei von Verwaltungsrat dazu gedrängt worden. Ihm habe der Rückhalt im Management gefehlt.

von
sas
Tritt nach sechs Jahren auf dem CEO-Posten ab: Der erst 54-jährige Swiss-Life-Chef Bruno Pfister

Tritt nach sechs Jahren auf dem CEO-Posten ab: Der erst 54-jährige Swiss-Life-Chef Bruno Pfister

Die Nachricht kam überraschend: Generationenwechsel beim Versicherungskonzern Swiss Life, hiess es in der Medienmitteilung vom Dienstagmorgen. Als Nachfolger für Bruno Pfister wurde der 45-jährige Patrick Frost präsentiert. Der vorzeitige Rücktritt Pfisters erstaunte: Ausgerechtet der Swiss-Life-Chef tritt kürzer, der ständig eine Erhöhung des Rentenalters gefordert hatte.

Nun zeigen Recherchen der «NZZ am Sonntag», dass Pfisters Rücktritt per nächstem Sommer nicht ganz freiwillig ist: «Es war nicht die von ihm bevorzugte Variante», sagt ein Freund. Die Entscheidung des Swiss-Life-Verwaltungsrates habe den Juristen unvorbereitet getroffen. Deshalb sei weder ein neuer Job noch ein Verwaltungsratsmandat in Aussicht, sagt eine zweite Quelle.

Wenig Rückhalt im Management

Anders tönt es bei Pfister selbst: Er habe noch genügend Zeit, sich die nächsten Schritte zu überlegen, sagt der Top-Manager im Interview mit der «SonntagsZeitung». Er freue sich auf das Spektrum der Möglichkeiten in seinem neuen Lebensabschnitt. «Ich spüre noch zu viel Energie und Schaffenskraft in mir, um mich aufs Altenteil zurückzuziehen», so Pfister.

Dass der Swiss-Life-Verwaltungsrat um Präsident Rolf Dörig Pfister fallen lässt, hat laut Insidern mehrere Gründe: Er habe einerseits wenig Rückhalt im Management genossen, sich beispielsweise mit dem Swiss-Life-Schweiz-Chef Ivo Furrer nicht verstanden. Andererseits habe er sich mit seiner zuweilen überheblich wirkenden Art viele Feinde geschaffen. Nicht nur innerhalb der Firma, sondern auch bei Regulatoren, Politikern und Kunden. Selbst Investoren habe er regelmässig vor den Kopf gestossen, will die «NZZ am Sonntag» wissen.

Bei der Swiss-Life Pressestelle heisst es auf Anfrage von 20 Minuten: «Spekulationen aus dem Hinterhalt kommentieren wir nicht», sagt Kommunikationschef Christian Pfister. Der CEO und der Verwaltungsrat seien gemeinsam zur Einsicht gekommen, dass der Zeitpunkt für eine Stabsübergabe jetzt gut gewählt sei.

Aktie legte kräftig zu

Geschmerzt haben dürfte Pfister auch, dass die Nachricht seines Abgangs von der Börse äusserst positiv aufgenommen wurde: Am Morgen der Rücktrittsankündigung schossen die Swiss-Life-Titel um 5,5 Prozent in die Höhe, während die Schweizer Börse insgesamt nach unten tendierte. Pfister gehörte zur Führungscrew, als man dem schillernden Unternehmer Carsten Maschmeier 2008 für 1,9 Milliarden Franken den Finanzdienstleister AWD abkaufte und sich damit eine Menge Rechtsstreitigkeiten einhandelte. 2012 wurde AWD beerdigt. Mitverantwortlich für den Fehlkauf war aber auch der heutige Verwaltungsratspräsident Rolf Dörig.

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