Swisscom steigt in Crowdfunding-Markt ein

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SchwarmfinanzierungSwisscom steigt in Crowdfunding-Markt ein

Viele Ideen lassen sich nicht mit Bankkrediten finanzieren. Die angesagte Alternative ist Crowdfunding. Die Swisscom lässt sich den Einstieg in den Markt viel Geld kosten.

Sandro Spaeth
von
Sandro Spaeth
Crowdfunding ist eine Wachstumsbranche. Schweizer Marktführer ist wemakeit.com

Crowdfunding ist eine Wachstumsbranche. Schweizer Marktführer ist wemakeit.com

Ein Musiker sucht Geld für die Produktion seines Albums, eine kleine Uhrenfirma braucht Geld für die Entwicklung eines neuen Modells. Beiden gemeinsam ist: Für ihre Vorhaben erhalten sie von Banken keine Finanzierungen. Die Lösung heisst darum Crowdfunding. Anders gesagt: Der grosse finanzielle Kraftakt wird mit kleinen Beträgen von einer ganzen Menge Kapitalgeber gestemmt. Für die Projekte gesammelt wird über Plattformen im Internet.

Ein Stück vom stark wachsenden Crowdfunding-Markt versucht sich auch die Swisscom zu sichern. Wie der Telekomriese am Mittwoch mitteilt, lanciert das Unternehmen eine Crowdfunding-Infrastruktur. Das Ziel: Unternehmen und Organisationen - darunter auch Banken - sollen ohne Investitionen in Software ihren eigenen Sammel-Marktplatz starten können. Geld verdient die Swisscom über Gebühren: für die Einrichtung der Plattform, für den Betrieb und für jede gemachte Transaktion, wie ein Sprecher auf Anfrage von 20 Minuten sagt. Ins Netz gehen soll der neue Swisscom-Dienst im ersten Quartal 2015.

Crowdfunding-Pionier will expandieren

Bei der Entwicklung des Crowdfunding-Marktes spannt der Telekomriese mit dem Schweizer Branchenführer Wemakeit.com zusammen, auf dessen Software die Swisscom-Lösung basiert. Gegründet wurde die erste Crowdfunding-Plattform der Schweiz von den beiden Künstlern Jürg Lehni und Johannes Gees sowie der Kulturunternehmerin Rea Eggli. «Für uns ist es ein Grosserfolg, wenn eine ursprünglich für Künstler lancierte Idee von einem Telekomriesen übernommen wird und schliesslich in die Bankenwelt getragen wird», sagt Gees zu 20 Minuten.

Die Swisscom lässt sich ihren Einstieg ins Geschäft viel Geld kosten. Im Rahmen der Zusammenarbeit unterstützt die Swisscom den Verein, der Wemakeit.com betreibt, mit einer halben Million Franken. Ausserdem hat Swisscom von der Wemakeit.ch GmbH ein umfassendes Nutzungsrecht für die Software gekauft. Über deren Höhe wurde Stillschweigen vereinbart. Dass er dank des Swisscom-Deals den grossen Reibach gemacht hat, bestreitet Gees. «Das Geld wird investiert, um neue Features zu entwickeln und Wemakeit auch im Ausland voranzubringen», sagt der Crowdfunding-Pionier. Bis jetzt stammen erst 10 Prozent der finanzierten Projekte aus dem Ausland.

Profitieren - dank neuer Konkurrenz

Schafft sich Wemakeit wegen des Deals mit der Swisscom nicht neue Mitbewerber? Das treffe zu, so Gees. «Wenn man die Konkurrenz richtig ins Boot holt, kann man aber auch selbst vom wachsenden Markt profitieren.» Gees verweist auf den Elektroautohersteller Tesla, der alle seine Patente freigegeben hat und sich dadurch den grossen Durchbruch für die Elektromobilität erhofft, welcher der US-Firma wieder zugutekäme.

Crowdfunding ist in der Schweiz ein stark wachsender Markt. 2013 wurden gemäss einer Auswertung des Instituts für Finanzdienstleistungen Zug insgesamt 11,3 Millionen Schweizer Franken für Crowdfunding-Projekte gesprochen, doppelt so viel wie noch 2012. Für 2014 wird eine weitere Verdoppelung prognostiziert. Viel weiter als die Schweiz ist Grossbritannien: Hier lag das Funding-Volumen 2013 bei rund 1,38 Milliarden Franken.

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