PilotprojektSwisscom verkauft Mitarbeitern Ferientage
Wer wünscht sich nicht mehr Ferien? Der Telekomriese machts möglich und bietet seinen Angestellten den Kauf von bis zu zehn weiteren Urlaubstagen an. Das spart Kosten in Millionenhöhe.

Die Swisscom will mit dem Ferienkauf-Modell ihre Attraktivität als Arbeitgeberin weiter steigern. Im Bild: CEO Urs Schaeppi.
Die meisten Swisscom-Angestellten haben fünf Wochen Ferien. Nun dürften es bald sechs oder sieben sein. «Haben Sie sich auch schon überlegt, wie es wäre, zwei Wochen mehr Ferien zu haben?», schrieb die HR-Abteilung kürzlich in einem Mail an die Belegschaft. Der Deal: Ferien gegen Geld – den Mitarbeitern werden die zusätzlichen Freitage im nächsten Monat vom Lohn abgezogen.
Auf Anfrage von 20 Minuten bestätigt Swisscom-Sprecher Carsten Roetz das Vorhaben: «Wir führen im nächsten Jahr einen Pilotversuch zum Ferienkauf durch.» Im Gegensatz zum unbezahlten Urlaub habe der Ferienkauf keine Leistungskürzungen bei Krankentaggeldern oder Spesenentschädigungen zur Folge. Einzig der Erfolgsanteil und die AHV-Beiträge würden angepasst.
Feriendeal gilt auch für Chefs
Der Ferienkauf ist ein Pilotprojekt, von dem rund 1500 Angestellte des Bereichs Network & IT Operations profitieren können und das auch für Führungskräfte gilt. Doch was geschieht mit der Arbeit, die wegen der zusätzlichen Abwesenheiten liegen bleibt? «Der Ferienbezug erfolgt wie der Bezug ordentlicher Ferien in Absprache mit dem Vorgesetzten und Team», heisst es bei der Pressestelle. Anders gesagt: Die Kollegen müssen einen Gang zulegen – oder die Arbeit des Abwesenden bleibt liegen.
Die Swisscom musste in den ersten neun Monaten dieses Jahres Einbussen hinnehmen. Das Betriebsergebnis brach im Vergleich zur Vorjahresperiode um 7,7 Prozent ein, der Reingewinn ging um 6,6 Prozent zurück. Geht es beim neuen Arbeitszeitmodell vor allem um Kostenersparnis? «Nein», wehrt sich Sprecher Roetz. Im Zentrum stehe, die Attraktivität der Swisscom als Arbeitgeberin zu steigern. Dennoch räumt der Sprecher ein: «Die Senkung der Kosten ist ein positiver Nebeneffekt.»
Ersparnis in Millionenhöhe
Das Sparpotenzial für den Telekomriesen ist gross, wie eine Milchbüechli-Rechnung von 20 Minuten zeigt. Der durchschnittliche Lohnaufwand pro Mitarbeiter beträgt jährlich 105'500 Franken (monatlich 8100 Franken). Beziehen 30 Prozent der 1500 Mitarbeiter im Pilotversuch zwei Wochen Ferien zusätzlich, spart der Telekomriese im kommenden Jahr bereits 1,8 Millionen Franken.
Seine grosse Sparwirkung entfaltet das neue Arbeitszeitmodell aber erst, wenn es auf alle Bereiche ausgedehnt wird. Bezögen von den 19'500 Swisscom-Angestellten 30 Prozent zwei zusätzliche Ferienwochen, würde das den Lohnaufwand um mehr als 23 Millionen Franken schmälern. Insgesamt betrug der Lohnaufwand laut Geschäftsbericht 2012 rund 2 Milliarden Franken.
Zufriedenere Mitarbeiter
Bei der Swisscom ist man überzeugt: Das neue Ferienmodell leistet einen Beitrag zur Arbeitszufriedenheit und entspricht dem Bedürfnis nach mehr Flexibilität und Erholungsphasen. Die ersten Reaktionen seien positiv gewesen, sagt Roetz. Ob das Arbeitszeitmodell nach einem erfolgreichen Test auf die ganze Belegschaft ausgeweitet wird, kann die Swisscom derzeit noch nicht sagen.