Verkauf von Snowboards hat sich mehr als halbiert

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WintersportVerkauf von Snowboards hat sich mehr als halbiert

Bei den grossen Händlern werden immer weniger Snowboards verkauft. Für die Beliebtheit der Sportart bedeute dies aber nicht viel, sagen Experten.

F. Lindegger
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F. Lindegger

Der Snowboard-Trend scheint definitiv vorbei zu sein. «Heute werden nur noch ein paar wenige Tausend Boards pro Saison verkauft, früher waren es mehrere Zehntausend», erklärt der Sporthändler Ochsner Sport gegenüber Radio SRF. Ochsner Sport steigere zwar den Marktanteil, doch der Markt werde immer kleiner. Intersport erwartet derweil, dass das Geschäft mit Tourenski bald einträglicher sein wird als jenes mit Snowboards. Laut Zahlen des Marktforschungsinstituts GFK wurden auf dem Höhepunkt um die Jahrtausendwende etwa 110'000 Snowboards verkauft – im vergangenen Winter waren es noch weniger als 40'000.

Auch in den Schweizer Skischulen nimmt die Beliebtheit des Snowboardens ab: «Früher machte der Snowboardunterricht etwa 20 Prozent des Gesamtunterrichts aus, heute sind es noch fünf bis acht Prozent», sagt Riet Campell, Direktor von Swiss Snowsports. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch in den Skilagern der Schulen, wo nur noch ein kleiner Teil der Kinder mit dem Snowboard unterwegs ist.

Skate-Boom hilft dem Snowboarden

Verschwinden Snowboarder also bald wieder von den Schweizer Skipisten? «Das ist ein Trugschluss», sagt Beat Ladner vom Branchenverband Sportfachhandel Schweiz zu 20 Minuten. «Board-Sportarten wie Skateboarden, Surfen oder eben Snowboarden sind bei den Jugendlichen weiterhin beliebt.» Auch die sinkenden Verkaufszahlen von Snowboards seien mit Vorsicht zu geniessen, denn sie würden nicht unbedingt die Beliebtheit der Sportart wiederspiegeln. «In den Boom-Jahren wurden so viele Snowboards verkauft, weil es innerhalb von kurzer Zeit so viele Einsteiger gab», so Ladner. Blieben anschliessend grosse Innovationen beim Material aus, würden viele nicht jede Saison eine neue Ausrüstung kaufen.

Zudem geht die Zahl der verkauften Snowboards nicht bei allen Händlern zurück. «Die Absatzzahlen waren in den letzten Jahren relativ stabil», erklärt etwa Matthew Lee, Co-Gründer vom grössten Schweizer Skate- und Snowboard-Shop Doodah. Lee glaubt auch nicht, dass das Snowboard ein Auslaufmodell ist. Er erwartet im Gegenteil, dass in den kommenden Jahren wieder mehr Kinder und Jugendliche snowboarden werden. «Bei den 8- bis 14-Jährigen gibt es zurzeit einen regelrechten Skateboard-Boom», so Lee zu 20 Minuten. Und Skaten wecke bei vielen auch die Lust aufs Snowboarden.

Skisport profitiert von Snowboard-Industrie

Laut den Zahlen des Bundesamts für Sport ist die Zahl der 10- bis 14-Jährigen, die Snowboard fährt, zwischen 2008 und 2014 praktisch unverändert geblieben. Rund 13 Prozent dieser Altersgruppe fährt Snowboard. Zum Vergleich: Rund die Hälfte fährt Ski. Eine deutliche Veränderung gibt es dagegen bei den 15- bis 19-Jährigen: 41 Prozent gaben an, Ski zu fahren – ein Plus von 18 Prozentpunkten gegenüber 2008. Beim Snowboarden hingegen ging diese Zahl um 7 Prozentpunkte auf knapp 18 Prozent zurück.

Dass bei Kindern und Jugendlichen Skifahren seit 2008 wieder deutlich beliebter wurde, dürfte auch mit den Entwicklungen, die durch das Snowboarden angestossen wurden, zusammenfallen. So profitierten die Skihersteller vom Freestyle-Boom, den das Snowboarden auslöste. Für sie tat sich mit den Freeski ein neues Marktsegment auf. Zudem übernahmen Skihersteller auch die sogenannte Rocker-Technologie von Snowboard-Herstellern, die im Tiefschnee für mehr Auftrieb sorgt und das Fahren abseits der Pisten einfacher macht, was mit ein Grund für den Skitouren-Trend sein dürfte.

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