Vertrags-App verärgert Versicherte

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Start-up KnipVertrags-App verärgert Versicherte

Einen Überblick über die Versicherungen – das verspricht die App von Knip. Viele Kunden realisieren aber nicht, dass sie dabei auch ein Brokermandat übertragen.

F. Lindegger
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F. Lindegger

Für die meisten bedeuten Versicherungen ein notwendiges Übel, das meist viel Papierkram mit sich bringt. Da tönt die Werbung des Start-up Knip, die zurzeit auf allen Kanälen läuft, verlockend: «Viel zu viel Papier und kein Überblick. Knip digitalisiert deine Policen und gibt einen vollständigen Überblick – völlig unverbindlich und kostenlos», heisst es etwa in einem TV-Spot. Was aber nicht erwähnt wird: Mit einer Registrierung in der Knip-App wird der Firma auch ein sogenanntes Brokermandat übertragen. Damit ermächtigt der Nutzer Knip, in seinem Namen gegenüber den Versicherungen aufzutreten und etwa neue Offerten einzuholen.

Das realisieren viele Nutzer scheinbar erst nach der Registrierung bei Knip. Aus Versicherungskreisen heisst es, dass sich viele Kunden melden würden, die Knip aus Unwissen ein Brokermandat übertragen haben und sich nun erkundigen, wie dieses wieder gekündigt werden kann. Eine grosse Schweizer Versicherung spricht davon, dass gut jeder zweite ihrer Kunden, die bei Knip einen Vertrag abschliessen, diesen innerhalb kurzer Zeit wieder auflösen, was zu grossem Aufwand führe. Versicherer kritisieren, dass Knip zu wenig transparent kommuniziere, welche Kompetenzen das Unternehmen bei einer Registrierung erhält und was dies für die Kunden bedeute.

«Kommunikation wurde angepasst»

Mit der App von Knip lassen sich Versicherungspolicen digital verwalten. Kommt es zu einem Versicherungsfall, lässt sich die Versicherung über die App kontaktieren. Zudem verspricht Knip seinen Kunden einen persönlichen Service per Telefon, E-Mail oder SMS. Auf Wunsch und kostenlos optimiert Knip auch die Policen und führt anschliessend den Wechsel oder die Kündigung von Versicherungen aus.

Dazu übertragen Kunden Knip allerdings ein Brokermandat. Der bisherige Versicherungsberater ist dann nicht mehr die Ansprechperson bei allfälligen Fragen zu Policen oder Schäden. Dazu müssen sich die Nutzer der App an Knip wenden. Geld verdient Knip, indem das Start-up für das Verwalten der Policen teilweise von den Versicherungen bezahlt wird. Zudem erhält Knip eine Provision, falls ein Kunde eine neue Versicherung abschliesst.

«Es kommt hin und wieder vor, dass Nutzer denken, dass es sich um einen digitalen Ordner für ihre Versicherungspolicen handelt», sagt Knip-Sprecherin Corina Ullmann zu 20 Minuten. In der Regel würden die Kunden aber wissen, dass mit einer Registrierung auch ein Brokermandat übertragen werde. Trotzdem habe man die Kommunikation bereits etwas angepasst: «Wir versuchen, so deutlich und transparent wie möglich zu sein.» Dass viele Kunden bereits nach kurzer Zeit ihr Brokermandat mit Knip wieder künden, bestreitet Ullmann: «Die Kündigungsquote liegt im einstelligen Bereich.»

Idee kommt bei Investoren an

Auch bei der Stiftung für Konsumentenschutz gingen schon Meldungen zu Knip ein, erklärt Geschäftsleiterin Sara Stalder. Sie kritisiert ebenfalls, dass die App nicht genügend transparent sei. Stalder setzt aber grundsätzlich ein Fragezeichen hinter solche Brokerverträge: «Bei normalen Policen für Privatpersonen ist es sehr fraglich, ob man einen Broker braucht.»

Während einige Kunden scheinbar von Knip enttäuscht werden, sorgt das Start-up bei Investoren für umso mehr Freude. Im Oktober 2015 sicherte sich Knip, das neben Zürich auch in Berlin und Belgrad Büros hat, 15 Millionen Franken von verschiedenen inländischen und internationalen Investoren – eine der bisher grössten Finanzierungsrunden für ein Schweizer Fintech-Unternehmen.

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