StrukturwandelWie die Angestellten im Detailhandel leiden
Mitarbeiter im Schweizer Detailhandel haben es schwer. Wer nicht vom Stellenabbau betroffen ist, muss mit steigendem Leistungsdruck kämpfen.
Angestellte im Detailhandel bekommen den Strukturwandel der Branche hart zu spüren. Insbesondere aufgrund von Personalabbau und Verlängerung der Ladenöffnungszeiten werden die Arbeiter an ihre Grenzen getrieben, wie aus einem Bericht von Forschern der Universität Bern hervorgeht.
Die Forscher führten mit Angestellten im Deutschschweizer Detailhandel Interviews durch. Bereits während der Organisation leuchteten die ersten Warnzeichen auf: Viele der kontaktierten Arbeiter sagten ab, da sie sich ein Interview zeitlich nicht leisten konnten. Zudem hatten viele Angst, dass sich ihre Teilnahme negativ auf ihr Anstellungsverhältnis auswirken könnte. Es ist darum zu vermuten, dass gerade diejenigen Arbeiter, die sich in der schwierigsten Situation befinden, gar nicht in der Studie zu Wort kamen.
Überstunden trotz Eiltempo
Wenn die Belegschaft kleiner wird, während Läden gleichzeitig länger geöffnet sind, erwarte der Arbeitgeber von seinen Angestellten oft unrealistische Leistungsfähigkeit und Flexibilität. Mitarbeiter müssten in vielen Fällen unbezahlte Überzeit leisten, um die ihnen auferlegten Aufgaben erledigen zu können. Die zur Verfügung stehende Zeit reiche nicht einmal, wenn die Angestellten ihre Arbeit rennend erledigen.
Der Druck und Stress führe oft zu Erschöpfung. Schlimmer noch: psychische und physische Beeinträchtigungen als direkte Folge seien nicht ausgeschlossen.
Der Chef ist der Schlüssel
Detailhandelsangestellte seien stark von ihren Vorgesetzten abhängig. Die Chefs bestimmen das Arbeitsklima. Ist dieses schlecht, hätten Mitarbeiter kaum eine Möglichkeit, sich gegen Missstände zu wehren. Dies ist besonders gravierend, wenn das schlechte Arbeitsklima mit Belästigungen und Diskriminierungen seitens der Vorgesetzten einhergeht. Einige der Studienteilnehmer hätten von solchen Fällen berichtet. Die einzige Lösung sei in solchen Fällen oft, einen neuen Arbeitgeber zu suchen.