Papier, Mais, Jute?Wie weiter nach dem Plastiksäckli-Verbot?
Bald verschwinden die Plastiktüten-Rollen von den Supermarktskassen. Der Vater des Verbots hat ein paar Ersatzlösungen für die Kunden parat – ausgereift sind lange nicht alle.
20 Minuten Online ging auf die Strasse und fragte Passanten, was sie vom Verbot der Plastiksäckli halten und wie sie sich damit arrangieren werden.
Das Parlament will die milchigen Plastiksäcke ausmerzen, die gratis bei Supermarktkassen zu haben sind – und foutiert sich dabei offenbar um Volkes Stimme: Bei der Umfrage unter 7000 20-Minuten-Online-Lesern sprechen sich 56 Prozent gegen das Verbot aus, nur 40 Prozent sind dafür. Die Mehrheit muss in den sauren Apfel beissen: Nachdem der Bundesrat eine entsprechende Vorlage ausgearbeitet hat, werden die Plastiksäcke verschwinden.
Somit stellt sich die Frage nach den Alternativen. Coop-Sprecher Urs Meier verspricht, der Detailhandelsriese werde nun alles daran setzen, eine «kundenorientierte und praktikable Ersatzlösung» zu finden. Mehrere Vorschläge parat hat CVP-Nationalrat Dominique de Buman, der Vater des Säckli-Verbots. Eine Möglichkeit wären kompostierbare Säcke aus Kartoffel- oder Maisstärke, sagt der Freiburger gegenüber 20 Minuten Online.
Lebensmittel für Abfallprodukt verschwenden?
Diese hätten den Vorteil, dass sie keinen Schaden anrichten, wenn sie in die Natur gelangen: Im Gegensatz zu den Plastiksäcklein dauert es bei ihnen nicht 400 Jahre, bis sie zersetzt sind, sondern nur ein paar Wochen. Zudem könnte es für Kunden praktisch sein, die Säcke gleich dafür zu gebrauchen, Rüstreste von Gemüse und Früchten in den Kompost zu werfen.
Für den Detailhandel sind die so genannten Bioplastics aber keine Lösung – und zwar nicht etwa, weil sie teurer sind als Plastiksäcke. Nein, Coop-Sprecherin Sabine Vulic führt ethische Gründe an: «Es ist fragwürdig, Lebensmittel für ein Abfallprodukt zu verwenden.»
Kommt die Säckligebühr?
Für einmal sind die Umweltverbände gleicher Meinung. Mirjam Kopp von Greenpeace kritisiert nicht nur die Verschwendung von Essen, sondern warnt auch vor ökologischen Problemen: «Für die Herstellung von Mais braucht es Land, dafür müssen Wälder gerodet werden.» Simon Zeller von der Stiftung Praktischer Umweltschutz fügt hinzu, die energieaufwendige Herstellung sei generell sinnlos bei Produkten, die nur so kurz im Einsatz sind wie die Einkaufstüten.
Um von der Wegwerfmentalität wegzukommen, gibt es für Nationalrat de Buman noch andere Wege. Die Plastiksäckli könnten kostenpflichtig werden – ähnlich wie in Irland. Nach der Einführung einer Gebühr im Jahr 2002 sank dort der jährliche Sack-Verbrauch von 328 auf 21 pro Kopf. Oder es könnten die dicken Plastiksäcke zum Einsatz kommen, welche es bei Einkäufen in Kaufhäusern gibt und welche viele Leute mehrmals verwenden.
Immer gleiche Tasche verwenden
Eine weitere Alternative sieht de Buman in den Papiertüten, die es jetzt schon für 30 Rappen zu kaufen gibt. Hier hebt Coop-Sprecher Meier erneut den Mahnfinger und verweist auf ein Positionspapier der Interessensgemeinschaft Detailhandel. Dort steht, die Ökobilanz des materialintensiven Papiersacks sei schlechter als jene der kleinen Plastiktüte – wenn Kunden ihn bei Spontaneinkäufen nur einmal verwendeten und nachher entsorgten.
Das ist der springende Punkt für de Buman: Er und seine rotgrünen Unterstützer im Parlament wollen die Konsumenten dazu erziehen, für ihre Einkäufe wiederverwendbare Taschen zu verwenden, allenfalls aus Papier oder Plastik, am liebsten aber aus Stoff. Das erinnert an den Slogan «Jute statt Plastik» aus den 70er- und 80er-Jahren. Und, wer weiss, vielleicht feiert auch bald der gute alte Einkaufskorb sein Comeback.