SNB-Gold im AuslandWo liegt das Schweizer Volksvermögen?
Die Schweizer Nationalbank lagert palettenweise Gold im Ausland. Wie viel – und vor allem wo – ist geheim. Angesichts enormer Staatsschulden wollen Politiker die Barren in die Schweiz zurückholen.

Die Lagerorte des Schweizer Goldes hält die SNB geheim.
In der Diskussion um die mit Wolfram gefüllten Schweizer Goldbarren (20 Minuten berichtete) ist die Frage aufgeflammt, wo denn eigentlich unser Nationalbank-Gold lagert. Gute Frage. Was viele nicht wissen: Ein Teil der Schweizer Goldreserven liegt nicht etwa unter dem Berner Bundesplatz, sondern im Ausland.
Öffentlich kommuniziert die Schweizerische Nationalbank SNB, dass sie 1040 Tonnen Gold besitzt und derzeit keine Absicht hat, Gold zu kaufen oder zu verkaufen. Wo der Bestand genau gelagert ist, ist aber nur der obersten SNB-Spitze bekannt: Im September 2011 sagte der damalige SNB-Chef Philipp Hildebrand vor Vertretern des Genfer Finanzplatzes: «Ich und zwei Kollegen wissen, wo sich der Bestand befindet, aber die Politik der Nationalbank ist es, nichts darüber zu sagen.»
In der Theorie könnte unser goldenes Volksvermögen also in einem Schwarzen Loch verschwinden - und nicht einmal die höchsten Politiker des Landes wüssten Bescheid. Das unterstreicht eine Aussage von Alt-Bundesrat Kaspar Villiger vom März 2003. Damals sagte er im Nationalratssaal: «Wo diese Goldbarren nun genau liegen, kann ich Ihnen leider nicht sagen – weil ich es auch nicht weiss, es nicht wissen muss und es nicht wissen will.»
Vorsorge für den Krisenfall
Doch warum die Geheimniskrämerei? Und warum lagert die SNB ihr Gold überhaupt im Ausland? «Ein massgebender Grund für diese dezentrale Lagerung war schon immer die Vorsorge für den Krisenfall», erklärt SNB-Sprecherin Silvia Oppliger gegenüber 20 Minuten Online. Die Logik: Falls etwa ein Meteorit auf den Bundesplatz fiele oder eine fremde Macht im Kriegsfall die Schweizer Bestände beschlagnahmen würde, könnte unser Land immer noch auf ihre Reserven im Ausland zurückgreifen. Auf die Frage, ob die SNB die Bestände aus dem Ausland denn jederzeit und ungehindert in die Schweiz zurückholen könnte, geht Oppliger nicht ein.
«Ein weiterer wichtiger Grund liegt im Zugang zum Goldmarkt, an dem die Bestände nötigenfalls liquidiert werden können», so Oppliger. Ein Kenner des Goldmarkts erklärt gegenüber 20 Minuten, wie das von statten geht: «Wenn beispielsweise die USA von der Schweiz Gold kaufen, dann wandern die Barren einfach vom einen Tresor in Fort Knox in den nächsten.» Häufige Transporte über Landesgrenzen wären einerseits zu teuer – andererseits zu riskant.
Furcht vor Panik an den Finanzmärkten
In den Risiken ist denn auch die Politik der SNB begründet, der Öffentlichkeit Informationen über ihre Lagerstandorte vorzuenthalten. Auf eine Interpellation von Lega-Nationalrat Quadri Lorenzo antwortete der Bundesrat im Dezember 2011: «Bei einer Bekanntgabe der Standorte müsste auch laufend über Veränderungen informiert werden, welche aufgrund der periodischen Überprüfung der SNB notwendig würden.» Jede Information über einen Abzug von Gold aus einem bestimmten Land würde aber internationale Aufmerksamkeit erregen – und könnte dadurch zu Instabilitäten an den Finanzmärkten führen. Zudem sind Goldtransporte laut der Landesregierung sicherheitspolitisch heikel.
SVP will Gold zurückholen
Trotz dieser Erklärungen laufen derzeit Bestrebungen in der Politik, das gesamte Schweizer Gold in die Schweiz zurückzuholen. Federführend ist dabei vor allem die SVP mit ihrer Volksinitiative «Rettet unser Schweizer Gold» und der Interpellation von Nationalrat Lukas Reimann zur «Prüfung der vollständigen physischen Existenz der Schweizer Goldreserven».