RoamingWo mobil surfen günstiger wird – und wo nicht
Mit den neuen Tarifen der Swisscom ist Surfen im Ausland fast überall günstiger als bisher. Für einige Kunden gibt es aber auch böse Überraschungen.
In der EU ist es eine beschlossene Sache: Ab dem 15. Juni wird Roaming EU-weit abgeschafft. Schweizer Kunden profitieren von diesem Beschluss nicht. Sie bezahlen weiterhin extra, falls sie im Ausland telefonieren oder surfen. Bei der Swisscom gelten seit dem 1. April neue Roaming-Tarife. Für einige Länder erhöhen sich die Preise dabei massiv.
«Ich ärgere mich grün und blau, dass man in Kuba über Nacht 20-mal mehr fürs Datenroaming bezahlen muss», schreibt ein 20-Minuten-Leser. Kuba oder auch Simbabwe gehören neu zu einer Ländergruppe, für die es nur noch Datenpakete à 10 Megabyte zu kaufen gibt. Kostenpunkt: 99.90 Franken. Bisher gab es auf Kuba für Swisscom-Kunden ein Datenpaket mit 200 Megabyte für 100 Franken.
Vielerorts wirds günstiger
Trotz drastischer Preiserhöhung sind die Preise nicht höher als bei der Konkurrenz. Zum Vergleich: Sunrise-Kunden können laut Dschungelkompass.ch keine Datenpakete für Kuba kaufen. Wer dort mobil surft, bezahlt den Standardtarif, der 16.60 pro Megabyte beträgt. Bei Salt gibt es je nach Abo ein 100-Megabyte-Datenpaket für 200 Franken. Sonst wird ebenfalls der Standardpreis fällig, der pro Megabyte 15 Franken beträgt.
Während Swisscom-Kunden in Kuba neu happige Aufschläge beim Roaming hinnehmen müssen, ist das mobile Surfen allerdings in praktisch allen übrigen Ländern günstiger geworden. In Europa etwa gibt es ein Gigabyte für 29.90 statt wie bis anhin für 39 Franken. Ein Datenpaket mit 200 Megabyte kostet neu 9.90. Bisher musste dafür noch 15 Franken bezahlt werden. Ausserhalb Europas hat die Swisscom die Tarife für nordafrikanische Länder und verschiedene Karibikinseln besonders stark nach unten angepasst. Auch Salt führt teilweise neue Roaming-Tarife ein. So gehören die USA und Kanada ab dem 10. April zur günstigeren EU-Zone.
Ländergruppe entscheidet
Ralf Beyeler, Telekom-Experte beim Vergleichsdienst Verivox, kritisiert das Vorgehen bei der Einteilung der Länder: «Es ist völlig unklar, nach welchen Kriterien die Zuteilung in die Ländergruppe geschieht.» Er fordert von den Telecomanbietern mehr Transparenz. Beyeler hat für 20 Minuten ausserdem herausgefunden: mit Salt bezahlen Kunden fürs Surfen in Kuba 20 mal weniger als mit der Swisscom.
Die Swisscom erklärt, dass die Ländergruppen vor allem nach Einkaufskonditionen definiert werden. So liessen sich auch die Preiserhöhungen für Kuba oder Simbabwe erklären. Der Endkundenpreis entspreche einem Durchschnittspreis der Länder in der jeweiligen Gruppe. «Um die ‹Rest der Welt›-Zone preislich attraktiver zu gestalten, mussten die sehr teuren Länder in eine teurere Zone verschoben werden», schreibt das Unternehmen. In Kuba gebe es etwa nur einen Anbieter, was die Verhandlungen schwieriger mache. Und auch in Simbabwe habe der Vertrag nicht zu den gleichen Konditionen erneuert werden können.