Gang aufs ParkettZalando-Börsenwunder dauert nur kurz
Am Mittwochmorgen hat Zalando sein Börsendebüt gefeiert. Die Aktie stieg kurzfristig um 12 Prozent - dann gab der Titel nach. Ist das Geschäftsmodell nicht nachhaltig genug?
Der IPO als PR-Veranstaltung. Das Börsenparkett in Frankfurt war voll mit Zalando-Paketen und Schaufensterpuppen. Und auch fürs traditionelle Glockenläuten zum Börsenstart hatte sich der Onlinehändler etwas Besonderes einfallen lassen. Die Manager des Onlineriesen entnahmen die Glocke einem Zalando-Paket.
Die erste Anzeige eines Kurses wurde begleitet vom aus der Werbung bekannten «Schrei vor Glück». Die Tafel zeigte 24,10 Euro an, was 12 Prozent über dem Ausgabepreis von 21,50 Euro war. Danach sank die Aktie wieder. Am frühen Nachmittag lag der Titel bei rund 22 Euro, um 18 Uhr notierte das Papier bei 21.50 und lag damit beim Ausgabepreis. «Es fühlt sich ein bisschen an wie eine Einschulung, jetzt müssen wir nur noch gute Noten schreiben», gab Zalando-Chef Robert Gentz zu Protokoll.
Zweifel am Geschäftsmodell
Warum hat die Aktie nicht richtig zugelegt? Noch im Vorfeld sah es nach einem Furioso im Stil des Alibaba-IPO aus. Denn auf dem Graumarkt wurde die Zalando-Aktie mit bis zu 34 Euro gehandelt. Zur Erinnerung: Die Titel von Alibaba schossen vor rund zehn Tagen beim Börsendebüt in New York um fast 40 Prozent in die Höhe. Um die Anleger mit einem fulminanten Börsenstart zu beeindrucken, hatte Zalando seine Titel extra einen Euro unter dem maximalen Höchstpreis ausgegeben. Die Preisspanne lag zwischen 18 und 22,50 Euro.
Auf dem Börsenparkett in Frankfurt war des Öfteren das Wort Enttäuschung zu hören. «Der Kursverlauf überrascht mich nicht. Vielmehr haben die Anleger, welche zu den höheren Preisen verkaufen konnten, ihre Zeichnungsgewinne mitgenommen», so der Frankfurter Händler Sanjin Topuzoviczu von der Baader Bank 20 Minuten. Das Unternehmen verdiene noch kein Geld, welches der Unternehmensphilosophie geschuldet ist. «Und das lässt sich meiner Meinung nach nicht auf die Schnelle ändern», so Topuzovic weiter. Zalando hatte erst vor kurzem den ersten Gewinn in seiner Geschichte geschrieben. Es waren 12 Millionen Euro, nachdem vor Jahresfrist noch ein Minus von 109 Millionen Euro resultiert hatte.
Laut Branchenkennern konnte Zalando das Minus vor allem durch Einsparungen im Marketing in ein Plus verwandeln. Diese Einschätzung stützt eine Analyse der Marktforscher von AC Nielsen. Demnach sind die Brutto-Ausgaben für Werbung in Deutschland um 26,5 Prozent auf 23 Millionen Euro gesunken. Zalando hingegen bestritt auf Anfrage, weniger Geld für Werbung auszugeben.
Wie preissensibel sind die Kunden?
«Bei Zalando sind sie sicher sehr gut in dem, was sie tun. Doch um die gesamte Branche sollte man als Anleger einen Bogen machen», so der Ex-Broker und heutige Vermögensverwalter Stefan Risse zu 20 Minuten. Er vertritt den Standpunkt, dass die Kunden nur wegen des günstigen Preises bei Zalando kaufen und abspringen dürften, sobald die Turnschuhe oder das Kleid woanders günstiger zu haben sind. Und genau hier werde die Marke Zalando entzaubert. Ihr fehlt laut Risse die Preissetzungsmacht. Zudem ist Zalando in einem von ständigen Margen- und Preisdruck geprägten Markt unterwegs.
Eine Enttäuschung ist der Börsengang laut Risse für diejenigen, die den Preisstellungen im Graumarkt noch vor der Erstnotiz an der Börse vertraut haben. Hier wurden Gewinne von 30 Prozent erwartet. «Gar ein Verlustgeschäft ist es für die, die im vorbörslichen Markt das Papier weit teurer eingekauft haben», so Risse.
Grösster Börsengang in Deutschland
Mit einem Erlös von 605 Mio. Euro ist Zalando zwar der grösste Börsengang in Deutschland für dieses Jahr, doch schon am Donnerstag will die Startup-Schmiede Rocket Internet aus wessen Küche Zalando stammt mit der Erstnotiz 1,6 Milliarden Euro einsammeln. Die Euphorie ist nach dem Verhaltenen Börsendebut von Zalando aber etwas verflogen. (sas)