Zürcher planen grösstes Solar-Kraftwerk

Aktualisiert

Strom für 1400 HaushalteZürcher planen grösstes Solar-Kraftwerk

Spektakuläres Projekt an prominenter Lage: Die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich wollen den bekannten Steinbruch Schnür am Walensee mit einer Photovoltaik-Anlage einhüllen.

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Der Schnür ist wohl der berühmteste Steinbruch der Schweiz. Wer je auf der Autobahn A3 dem Walensee entlang gefahren ist, hat unweigerlich die kahle Stelle am dicht bewaldeten Ufer entdeckt. In Zukunft könnte der Blick über den See noch spektakulärer werden: Die Elektrizitätskraftwerke des Kantons Zürich (EKZ) prüfen den Bau der grössten Photovoltaik-Anlage der Schweiz im Steinbruch. Auf den 80 000 Quadratmeter kahlen Felsen soll nach Vorabklärungen der EKZ in Zukunft Strom für rund 1400 Haushalte erzeugt werden. Tausende Autofahrer und Zugreisende würden in Zukunft an eine futuristisch anmutende Bergwand blicken, wie die Bildmontage der EKZ zeigt.

Den Anstoss zum Projekt hat die örtliche Gemeinde selbst gegeben. Der Kiesabbau im Steinbruch wird 2012 eingestellt. Quinten hat deshalb nach einer Alternative gesucht, wie es in der Medienmitteilung der EKZ heisst. «Wir sind zum Schluss gekommen», wird der Gemeindepräsident Alois Janser zitiert, «dass die Südausrichtung der Felswand ideal für die Produktion von Solarstrom wäre.» Mit der Idee haben sie bei den EKZ offene Türen eingerannt.

Steinbruch ist Naturdenkmal

Dem Projekt steht aber eine nicht zu unterschätzende Hürde im Weg: Der Steinbruch Schnür ist nicht nur berühmt, er gehört auch zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Die EKZ müssen sich deshalb vor allem mit Bewilligungsverfahren und Landschaftsschutz auseinandersetzen. Geplant sind auch Gespräche mit Umweltbehörden, wie es in der Medienmitteilung vom Dienstag heisst.

Dass die EKZ die Umweltbehörden an Bord holen wollen, ist kein Zufall. Die freistehenden Fotovoltaik-Anlagen – sogenannte Freiflächenanlagen – sind in der Schweiz umstritten. «Das ist beim knappen Siedlungsraum verständlich», sagt Peter Franken, Leiter des Geschäftsbereichs Energieverteilung bei den EKZ. Doch verlange der Ausstieg aus der Kernkraft nach innovativen Konzepten für die Stromversorgung der Zukunft. «Hier in Quinten haben wir hervorragende Voraussetzungen für eine Freiflächenanlage, die keinen Siedlungsraum kostet und langfristig Chancen für eine Renaturierung bietet.»

Anlage soll nur Zwischennutzung werden

Der Wald hätte die kahle Felswand frühestens in ein paar Jahrzehnten zurückerobert. Da die Fotovoltaik-Anlage als Zwischennutzung während 25 bis 30 Jahre geplant sei, würde der Wald sogar positiv davon profitieren. Im Schatten der Solar-Panels könnte sich die Pflanzenwelt besser ausbreiten als auf der kahlen und im Sommer allzu warmen Felswand, sind die EKZ überzeugt. Ob die Umweltbehörden und Umweltschutzorganisationen das ähnlich sehen, darf bezweifelt werden.

Das Vorprojekt für den Bau der Anlage ist auf sechs bis acht Monate angelegt, danach will die EKZ entscheiden, ob sie eine Baubewilligung einreichen wird. Nebst den Landschaftsschutz-Bestimmungen wird das Projekt sicherlich auch von den technischen Details geprägt. Die geplanten Panels sollten fast senkrecht an die Felswände montiert werden. Die EKZ gehen davon aus, dass deshalb vor allem im Frühjahr und Herbst hohe Erträge gemacht werden können. Genügend Sonne soll es im mediterranen Klima von Quinten mit überdurchschnittlicher Sonneneinstrahlung gemäss EKZ auf sicher geben. Geprüft müsse nur noch werden, welchen Einfluss die Sonnenspiegelung vom See auf die Solarstromproduktion hat.

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