iPad & Co. sind auf den Hund gekommen

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Apps für TiereiPad & Co. sind auf den Hund gekommen

Tablets sind nicht nur etwas für Menschen: Auch Haustiere drücken, picken und schlecken gerne darauf herum. Der Zoofachhandel reibt sich die Augen.

Elisabeth Rizzi
von
Elisabeth Rizzi

Dass man quengelnde Kleinkinder mit Smartphone-Apps ruhigstellen kann, ist inzwischen vielen Eltern klar. Dass dasselbe auch bei Vierbeinern und domestiziertem Gefieder funktioniert, erkennen derzeit immer mehr Haustierbesitzer: Bereits sind schier endlos viele Apps für Apple- und Android-Geräte erhältlich. Selbst der Futterhersteller Friskies mischt im Markt mit.

Bei den Computer-Spielen tun die Tiere, was sie im richtigen Leben auch tun: Sie jagen Mäuse, Insekten, Fische etc. Das Gerät ihres Herrchens wird dabei weniger in Mitleidenschaft gezogen als befürchtet: Die Krallen zerkratzen das Display nicht. Einzige Gefahr: Da die Tiere das Virtuelle nicht vom Realen unterscheiden können, beissen sie mitunter in den Plastik- oder Aluminium-Rand.

Zoofachhandel mit leeren Händen

Letzteres lässt einen Bedarf an speziellen Digitalgeräten für Tiere vermuten. Doch weit gefehlt: Bei Fressnapf gibt man sich erstaunt über die Anfrage. Die Fachgeschäfte hätten einzig einige batteriebetriebene Spielzeuge und Laserpointer im Angebot, so eine Sprecherin. «Selbst auf der Interzoo, der grössten Internationalen Fachmesse für den Heimtier-Bedarf, sind digitale Spielzeuge noch kein Thema», berichtet Felix Weck, Präsident des Verbandes Zoologischer Fachgeschäfte Schweiz.

Für ihn ist auch klar weshalb. «Die Leute wollen sich mit ihrem Tier beschäftigen und nicht das Tier sich selbst überlassen.» An diesem Punkt hakt die Tierpsychologin Evelyn Streiff ein. «Bei solchen Spielen fehlt die Interaktion mit dem Menschen. Das macht Tiere eher asozial», sagt sie. So bleibe etwa das unmittelbare Belohnungsfressen aus, das der Hund als Rudeltier für eine artgerechte Haltung brauche. Aber selbst bei den wenig domestizierbaren Katzen würde das Mensch-Tier-Verhältnis bei exzessivem Computer-Spiel leiden.

Drohende Vermenschlichung

Für Helen Sandmeier vom Schweizer Tierschutz STS kommt noch hinzu, dass die Tiere auch draussen in der Natur sein sollten. «Grundsätzlich sollte eine Katze immer noch Mäuse fangen», findet sie. Eine exzessive Nutzung von Computerspielen käme dagegen einer Vermenschlichung gleich. Doch puritanisch will sie nicht sein. «Wenn Tierbesitzer die Spiele lustig finden und die Tiere auch Spass daran haben, ist gegen einen sporadischen Einsatz nichts einzuwenden.»

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