Folgen Sie nicht blind dem Kniebeugen-Trend

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Dr. MuscleFolgen Sie nicht blind dem Kniebeugen-Trend

Übungen wie Kniebeugen und Kreuzheben liegen im Trend. Jedoch haben diese Übungen nicht auf jeden Körper einen positiven Effekt. Dr. Muscle erklärt, wieso.

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Sogenannte «Grundübungen» wie Kniebeugen oder Bankdrücken sind wieder populär, nützen aber den meisten Sportlern gar nichts. (Bild: Thinkstock)

Sogenannte «Grundübungen» wie Kniebeugen oder Bankdrücken sind wieder populär, nützen aber den meisten Sportlern gar nichts. (Bild: Thinkstock)

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Sogenannte «Grundübungen» wie beispielsweise Kniebeugen, Kreuzheben und Bankdrücken sind (wieder einmal) in Mode. In den Fitnesscentern sieht man vermehrt junge Kundinnen und Kunden, aber auch ältere Semester, die sich mit solchen Übungen endlos abmühen – oftmals, wie es scheint, mehr schlecht denn recht.

Auslöser dieses Booms sind unter anderem Behauptungen und Versprechungen von Coach-Gurus oder anderen, wonach die Ausführung solcher «Grundübungen» zwingend sei für die Steigerung der Muskelmasse (und -kraft) und dass man nur durch solche «goldenen Übungen» einen knackigen Po erlangen könne. Oder dass diese Übungen gar «funktioneller» seien als andere. Wers glaubt, wird selig!

Keine Fakten für diese Behauptung

Glauben kann man natürlich alles, es existieren aber trotzdem keine harten wissenschaftlichen Daten, welche die oben genannten Behauptungen ohne Wenn und Aber belegen. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass es ganz grundsätzlich nicht die eine Übung gibt, die für alle Personen die beste ist. Mit welchen Übungen Sie die zu gewünschten Muskeln nämlich am besten trainieren können, richtet sich nach Ihren anatomischen Voraussetzungen, Ihren motorischen Fähigkeiten und Fertigkeiten (etwa hinsichtlich des Muskelzusammenspiels), der Mobilität der involvierten Gelenke et cetera.

Die Aktivierung der Zielmuskeln im Training ist zwar eine wichtige Voraussetzung dafür, dass sich die erwünschten Trainingsanpassungen mit der Zeit einstellen können, sie ist jedoch kein Garant dafür. Vielmehr braucht es eine geeignete mechanische und metabolische Beanspruchung der Zielmuskulatur, damit die muskelaufbauenden Vorgänge langlebig angeregt werden, wie an anderer Stelle besprochen.

Qualität ist wichtiger als Trainingsmittel

Daher ist die Trainingsqualität im Vergleich zum Trainingsmittel wohl entscheidender. Vereinfacht gesagt nützt Ihnen die vermeintlich «beste» Übung nichts, wenn Sie diese nicht korrekt ausführen können, aus welchen Gründen auch immer. Ich rate Ihnen daher ganz prinzipiell, jeden Muskel in seinen kompletten Bewegungsfunktionen zu trainieren und hierzu diejenigen Übungen bzw. Trainingsmittel auszuwählen, bei denen Sie die Zielmuskeln sicher und effizient am stärksten ermüden können.

Dr. sc. nat. Marco Toigo befasst sich im Rahmen seiner universitären Forschungsarbeit im Labor für Muskelplastizität der Universitätsklinik Balgrist mit den Mechanismen des Muskelaufbaus und -abbaus. Nebst seiner Forschungstätigkeit ist er als ETH-Dozent für Muskel- und Sportphysiologie sowie als Buchautor tätig. Er verfügt zudem über jahrelange Erfahrung in der Ausbildung von Fitnesstrainern und der Instruktion und Betreuung von Trainierenden.

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