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Star StyleSmarte Spitzmaus

Emma Watson ist eigentlich nicht hübsch und nicht verschroben genug für einen Filmstar. Dass sie es dennoch geworden ist, verdankt sie einem in der Branche raren Gut: Charakter.

Michèle Binswanger
von
Michèle Binswanger

Auf den ersten Blick würde niemand in Emma Watson die Qualitäten eines grossen Filmstars vermuten. Dass sie diesen Traum eines jeden Teenagers mit zarten 19 Jahren schon erreicht hat, leuchtet denn auch nicht unmittelbar ein: Für eine Lolita ist sie zu kantig und unnahbar. Für eine bezaubernde Nymphe ist ihre Schönheit mit dem ernsten Spitzmausgesicht unter dem dunkelblonden Wuschelkopf zu unspektakulär, für ein Partygirl ist sie zu vernünftig. Eigentlich ist sie in keiner Hinsicht laut und auffällig. Emma Charlotte Duerre Watson, wie sie mit vollem Namen heisst, ist so anständig und unverdächtig wie ein Glas Milch.

Dennoch ist ihr Erfolg erklärbar. Emma Watson ist ein Kinderstar mit einem herausragenden Merkmal: Charakter. Ihre Karriere verdankt sie nicht dem elterlichen, sondern dem eigenen Ehrgeiz, den sie nicht auf ihren persönlichen Ruhm, aber immer auf die Sache richtete. Im Jahr 2000 war die damals Zehnjährige ein «massiver Potter-Fan», wie sie dem Magazin «Interview» verriet. Der Theaterlehrer schickte sie zum Casting. Ausgeschrieben waren alle möglichen Rollen. Watson aber wollte nur die eine: diejenige der Streberin Hermine, die sich inbrünstig an ihre Bücher klammert und sie nur loslässt, um in brenzligen Situationen den Zauberstab zu schwingen. Das dann aber so kompromisslos wie Luke Skywalker sein Laserschwert. «Die Rolle gehörte mir und ich wusste, ich würde sie bekommen.»

Neun Jahre und sieben Potter-Filme später ist Watson weltbekannt und hat Millionen verdient. Vom süssen Mädchen, das während des ersten Drehs noch Milchzähne verlor, ist sie zur eleganten jungen Frau gereift. Die 19-Jährige absolviert zwar glamouröse Auftritte mit der Nonchalance einer Jackie Kennedy und sitzt bei den Pariser Modewochen auch gern in der ersten Reihe – gleichzeitig begegnet sie aber den Verlockungen der Glitzerwelt mit nobler Reserve. Die Verschrobenheit der Streberin hat sie abgelegt. Geblieben sind ihre Kompromisslosigkeit und ihr wichtigstes Accessoire: Intellekt. Den haben inzwischen auch Alphatiere des Glamours wie Karl Lagerfeld, Mario Testino und Ellen von Unwerth entdeckt und die Schauspielerin mit Fotostrecken zur Werbe-Ikone erhoben.

Doch Emma Watson ist sich keineswegs sicher, ob sie diesen Weg zu Ende gehen wird. Die Rolle der Hermine sei eine Herzensangelegenheit gewesen, verriet sie der «Teen-Vogue». Die Schauspielerei hingegen sei es nicht. Nach der ganzen Pottermania sei sie müde. Ermüdet hat sie wohl vor allem der mediale Rummel, der einen Star heute begleitet, selbst wenn er sein Privatleben so vehement schützt wie Watson. Und so will sie sich nun dem Wesentlichen zuwenden. Gerade hat sie sich an der renommierten New Yorker Columbia-Universität für ein Literaturstudium eingeschrieben – unter falschem Namen. Sie wünsche sich ein normales Studentenleben, verriet sie. Und ansonsten träumt sie davon, sich ein eigenes Haus zu kaufen, um es mit zeitgenössischer Kunst zu füllen, oder selber mehr zu malen und Gedichte zu schreiben, wie sie es in ihrer Freizeit tut.

Dass Watson die Schauspielerei ganz aufgibt, mag man dennoch nicht glauben. Eher, dass sie in die Fussstapfen Jodie Fosters oder Nathalie Portmans tritt und mit einem Doktortitel auf die Leinwand zurückkehrt. Um schliesslich eine ganz, ganz grosse Schauspielerin zu werden.

«Harry Potter und der Halbblutprinz»

Für Harry (Daniel Radcliffe) beginnt das sechste Schuljahr in der Zauberschule Hogwarts. Die Teenager-Hormone spielen verrückt, was Harry und seine Freunde Ron (Rupert Grint) und Hermine (Emma Watson) in hochemotionale Situationen bringt. Zudem wird Lord Voldemort immer mehr zur Bedrohung. Ist Harry der Auserwählte, der den Bösewicht stoppen kann? Ab 16. Juli im Kino

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