InzuchtHabsburger paarten sich zu Tode
Durch Inzucht verschlimmerte genetische Defekte haben der Herrschaft der Habsburger in Spanien ein Ende bereitet. Am Ende waren sie «körperlich und geistig behindert und entstellt».
Forscher der spanischen Universität von Santiago de Compostela untersuchten die Verwandschaftsverhältnisse der Königspaare der Habsburger in Spanien von 1516 bis 1700 und publizierten diese jetzt im im Online- Fachmagazin «PLoS ONE». Es zeigte sich, dass neun von elf Ehen in dieser Zeit zwischen Blutsverwandten geschlossen wurden - zwischen Cousin und Cousine oder Onkel und Nichte.
Der letzte Habsburger Herrscher über Spanien, Karl II., litt laut der Studie an zwei seltenen genetischen Krankheiten: einem Mangel von Hormonen der Hirnanhangsdrüse und einer Störung der Säureausscheidung in den Nieren. «Karl II. war körperlich und geistig behindert und entstellt», schreiben die Autoren.
Impotenter Herrscher
Zudem sei der Herrscher impotent gewesen, schreiben die Wissenschaftler: Aus keiner seiner beiden Ehen entsprangen Kinder. Als Karl II. 39 Jahre alt im Jahr 1700 starb, endete mit ihm die Herrschaft der Habsburger in Spanien. Eine neue Dynastie, die Bourbonen aus Frankreich, übernahmen nach einem 13 Jahre dauernden Erbkrieg die Krone.
Insgesamt untersuchten die Forscher 3000 Verwandte Karls II. über 16 Generationen. Sie berechneten anhand von genealogischen Informationen, wie häufig Gene auf den beiden Erbgutsträngen, die jeder Mensch besitzt, genau gleich sind. Ein hoher Anteil solcher gleichartiger Genkopien, die von Vater und Mutter weitergegeben werden, erhöht die Anfälligkeit auf genetische Krankheiten.
Inzucht-Effekt
Die Wissenschaftler stellten fest, dass dieses im Fachjargon Homozygotie genannte Phänomen beim Gründer der Habsburg-Dynastie in Spanien, Philip I., noch klein war. Durch die häufigen Ehen mit verwandten - genetisch ähnlichen - Menschen, stieg die Zahl der gleichen Gene im Lauf der zwei Jahrhunderte stark an.
Bei Karl II. waren laut der Studie 25 Prozent der Gene auf beiden Erbsträngen gleich. Seine Krankheiten und körperlichen Gebrechen waren laut den Forschern wohl die Folge dieser starken Homozygotie und damit der Inzucht.
(sda)