Lasziv räkelt sie sich vor dem Symbol der Tugend

Aktualisiert

Mamma mia!Lasziv räkelt sie sich vor dem Symbol der Tugend

Die Dessous-Werbekampagne von Intimissimi begeistert derzeit die Italiener. Doch - oh Sünde! - das Model posiert vor einer Skulptur, die auch das Grabmal einer Habsburger-Prinzessin ziert.

von
Y. Di Mambro

Panettone, Spumante und Intimissimi-Lingerie: Zwischen Weihnachten und Neujahr liefen diese Werbespots im italienischen Fernsehen in Dauerschleife. Am meisten Gefallen haben italienische Männer zweifelsohne am hochexplosiven Lingerie-Spot von Intimissimi gefunden: Darin posiert die attraktive Russin Tanya Mityushina (20) lasziv in sündhaft schönen Dessous zwischen imposanten Skulpturen. Ein Lingerie-Shooting in einem Museum? Welch originelle Idee, hat wohl manch ein Zuschauer gedacht. Schliesslich besitzt Italien die grösste Anzahl Kunst- und Kulturgüter, die zum Unesco-Weltkulturerbe gehören.

Kulturelle Ignoranz als Ursache für den Fauxpas

Italien mag vielleicht das Land der schönen Künste sein, doch bei weitem nicht das Land der Kunstexperten. Jetzt stellt sich nämlich dank der erzürnten Kunstgeschichtslehrerin Raffaella Cattinari heraus, dass das kurvenreiche Dessous-Model unter anderem vor dem Grabmal-Modell der Habsburger-Prinzessin Maria Christina von Österreich posiert. Und das halbnackt! Im durchsichtigen Push-up-BH, Spitzenhöschen und Strapse. Mamma mia! Und das ausgerechnet im katholischsten aller katholischen Länder?

«Vor einigen Tagen hat mir eine Tourismus-Studentin ein Foto aus dem Intimissimi-Katalog gezeigt», schreibt Cattinari in ihrem Blog Dalle fronde. «Die Studentin wies mich darauf hin, dass ihrer Meinung nach die Kombination zwischen dem Model in Strapse und dem Löwen im Hintergrund, der im Grabmonument von Maria Christina von Österreich als Symbol für ihre moralische Tugend steht, nicht angemessen sei. Ich hätte sie vor Freude küssen können, aber ich werde ihr wahrscheinlich nur eine gute Note geben.»

Der Löwe und der Engel

Die imposante Skulptur eines Engels, der sich über einen Löwen beugt, gehört zu den berühmtesten Werken des klassizistischen Bildhauers Antonio Canova (1757-1822). Die Gips-Skulptur, die heute in der Gipsothek Canovas in Possagno (Venetien) ausgestellt ist, diente dem Bildhauer als Vorlage und wurde 1:1 für das Marmor-Grabdenkmal von Erzherzogin Maria Christina von Habsburg-Lothringen übernommen. Das Grabmal steht in der Augustinerkirche in Wien.

Der Fauxpas, der sicher nicht gewollt war, sondern auf Unwissenheit zurückzuführen ist, tut der Werbekampagne keinen Abbruch. Im Gegenteil: Die Fotos kommen bei Fashion-Bloggern auf der ganzen Welt gut an. Ob dieser Erfolg die Verantwortlichen des Labels dazu animieren wird, als Location für die nächste Kampagne wieder ein Museum zu wählen? Wie wäre es mit den Vatikanischen Museen? Dort gibt es schliesslich unzählige Abbildungen zum Thema Versuchung und Sünde ...

Tanya Mityushina im neuen Werbespot von Intimissimi (Video: YouTube, Intimissimi)

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