Darum sollten Sie keine Delfin-Shows besuchen

Im Delfinarium werden die Tiere darauf trainiert, spektakuläre Kunststücke zu vollführen.
Hotelplan rät seinen Kunden neuerdings vom Besuch von Delfinarien ab.
Auch wenn die Qualität der Einrichtungen variiert: «Kein Delfinarium der Welt kann derart gestaltet werden, dass Delfine ein artgerechtes Leben ohne Leiden führen können», heisst es bei der Schweizer NGO Ocean Care.
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Im Delfinarium werden die Tiere darauf trainiert, spektakuläre Kunststücke zu vollführen.

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«Niemals artgerecht»Darum sollten Sie keine Delfin-Shows besuchen

Hotelplan rät seinen Kunden neuerdings von Delfinarien ab. Unterstützt werden die Reiseprofis dabei von der Schweizer NGO Ocean Care.

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Frau Ludescher, inwiefern unterstützt Ocean Care Hotelplan dabei, Kunden von der Buchung von Delfin-Attraktionen abzuhalten?

Mit einer Fachexpertise bei der Erstellung einer Informationsbroschüre für Kunden zum Thema Gefangenhaltung von Delfinen und Schwimmen mit Delfinen sowie mit internen Mitarbeiterschulungen von Produkt- und Verkaufsverantwortlichen.

Weshalb sollte man Delfinshows nicht besuchen?

Weil Delfinen in Gefangenschaft keine artgerechten Lebensbedingungen geboten werden können. Aufgrund der engen Platzverhältnisse, der Lärmbelastung, der Eintönigkeit der Becken und der ständigen Präsenz von Menschen führen sie ein Leben im Dauerstress. Die hohe Stressbelastung führt dazu, dass das Immunsystem der Tiere langfristig geschwächt wird. Viele Delfine in Gefangenschaft leiden an chronischen Krankheiten und sterben früh. Wer eine Delfinshow besucht, nimmt in Kauf, dass die Tiere für das eigene kurze Vergnügen leiden.

Leiden die Tiere in jedem Fall?

Ja. Natürlich sind manche Delfinarien professioneller aufgebaut als andere, zum Beispiel durch höhere Wasserqualität in Meeresbecken, abwechslungsreichere Beschäftigungen oder erfahrenere und besser ausgebildete Betreuungspersonen. Solche Unterschiede dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass kein Delfinarium der Welt derart gestaltet werden kann, dass Delfine ein artgerechtes Leben ohne Leiden führen können.

Was unterstützt man indirekt, wenn man eine Delfinshow besucht?

Weil die Nachfrage durch Nachzuchten in Gefangenschaft nicht gedeckt werden kann, werden jährlich Hunderte Delfine in der Wildnis gefangen. Solche Wildfänge sind stets eine brutale Angelegenheit: Einzelne Tiere werden von ihren Familien getrennt und in winzigen Transportboxen in eine völlig fremde Umgebung gebracht, wo sie dann erst einmal lernen müssen, tote Fische zu fressen. Wenn wilde Delfine gefangen werden, verlieren sie ihre Freiheit, ihre Familie, ihren Lebensraum und ihr natürliches Verhalten.

Was ist mit Delfinschwimmen oder Delfintherapie?

Die direkte Interaktion zwischen Mensch und Wildtier ist selten unproblematisch. Schwimmen mit Delfinen birgt für alle Beteiligten ein beachtliches Risiko für Verletzungen. Aufgrund

fehlender Rückzugsmöglichkeiten haben die Delfine zudem keine Wahl, ob und wie lange sie den Kontakt zum Menschen zulassen wollen. Die langfristige Wirksamkeit von Delfintherapien ist bislang wissenschaftlich nicht belegt worden. Insofern ist sie in erster Linie ein lukratives Geschäft, das mit dem Wunsch vieler Menschen, Delfine hautnah zu erleben, spielt.

Wenn ich unbedingt Delfinen nahekommen möchte, welche Möglichkeiten gibt es?

Wer die Bedürfnisse der Meeressäuger respektiert, beobachtet sie auf dem Meer. Im Rahmen von Forschungsreisen oder verantwortungsvoll geführten Whale-Watching-Touren kann man Delfinen auf respektvolle Weise begegnen. Natürlich braucht es Glück, die Tiere zu sehen, doch ein solches Erlebnis ist dafür einzigartig und bleibt ein Leben lang in Erinnerung.

Von welchen anderen Touristenattraktionen sollte man lieber die Finger lassen?

Grundsätzlich sollte man auf Angebote mit in Gefangenschaft lebenden Wildtieren verzichten. Attraktionen wie Elefantenreiten oder Kuschelfotos mit Raubkatzen sind nicht selten mit erheblichem Leid verbunden, da die Tiere für solche Aktivitäten mit Beruhigungsmitteln sediert oder mit Gewalt gefügig gemacht werden müssen.

*Sandra Ludescher ist Kommunikationsverantwortliche der NGO Ocean Care.

Der Massnahmenplan von Hotelplan:

1. Es werden keine neuen Angebote mit in Gefangenschaft lebenden Delphinen und Walen ins Programm aufgenommen.

2. Das Schwimmen mit Delphinen in Gefangenschaft wird nicht mehr aktiv angeboten und Online sowie in den Katalogen nicht mehr ausgeschrieben.

3. Tickets zu Attraktionen mit in Gefangenschaft gehaltenen Delphinen und Walen werden nicht mehr aktiv angeboten und Online sowie in den Katalogen nicht mehr ausgeschrieben.

4. Hotels mit Delphinarien werden in den Katalogen sowie Online explizit ausgewiesen.

5. Produkt- sowie Verkaufsverantwortliche des Reiseveranstalters Hotelplan Suisse werden durch Experten von OceanCare geschult.

6. Eine Broschüre wird Kunden über die Problematik des Schwimmens mit Delphinen sowie die Delphinhaltung informieren.

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