Doktor Sex«Abtreibung – muss es der Vater wissen?»
Lilo ist schwanger und weiss auch schon, dass sie abtreiben wird. Jedoch tut sie sich schwer damit, den Vater zu informieren. Hat er überhaupt ein Recht darauf, zu wissen was Sache ist?
Frage von Lilo (25) an Doktor Sex: Ich bin schwanger und weiss, dass ich abtreiben werde. Der Vater des Kindes ist eine Affäre. Soll ich ihn trotzdem informieren? Ich finde es nicht notwendig, weil er ja sowieso nichts an meiner Entscheidung ändern kann. Aber hat er trotzdem ein Recht darauf, es zu erfahren?
Antwort von Doktor Sex:
Liebe Lilo.
Auch wenn der Embryo in deinem Bauch heranwächst und der Vater «nur» eine Affäre ist: Er hat das Recht zu wissen, dass er mit dir ein Kind gezeugt hat. Und genauso steht es ihm auch zu, sich darüber zu äussern, ob er Vater werden möchte oder nicht. Ich finde daher, dass du ihn über die Vaterschaft und deine Absicht, eine Abtreibung vorzunehmen, unbedingt informieren solltest.
Gemäss StGB Artikel 119, liegt der Entscheid über den Abbruch der Schwangerschaft bei der Frau. Der Vater kann dich also nicht zwingen, das Kind auszutragen. Auch dann nicht, wenn er bereit wäre, dieses nach der Geburt zu sich zu nehmen und vollumfänglich alleine für seinen Lebensunterhalt aufzukommen und für seine Erziehung und sein Wohlergehen zu sorgen.
Vielleicht gibt dir das Wissen um diese Tatsache genügend Sicherheit, um dich mit dem Mann in Ruhe und ohne Druck über unkonventionelle Lösungsmöglichkeiten unterhalten zu können. Immerhin habt ihr, ab dem Zeitpunkt deiner letzten Menstruationsblutung gerechnet, ganze 12 Wochen Zeit dafür. Interessant könnte zum Beispiel die Frage sein, ob eine gemeinsame Elternschaft zwingend voraussetzt, dass ihr auch ein Paar seid. Bei einer Scheidungsrate von annähernd fünfzig Prozent dürfen wir annehmen, dass ein Grossteil der Kinder in Patchwork-Familien aufwächst - ohne dabei Schaden zu nehmen.