Robert Pattinson«Ich würde gern mit einem Polizisten prügeln»
Robert Pattinson spielt in «Remember Me» den Studenten Tyler. Und bewundert ihn für seinen Mut.
Interviewtermin in London-Knightsbridge. Der Schlaks, der zur Tür hereinkommt, trägt abgerockte Klamotten und ein Baseballcap. Er schlurft quer durchs Hotelzimmer auf mich zu, plumpst aufs Sofa und schiebt sich in Zeitlupe sein Cap aus dem Gesicht. Zum Vorschein kommen die berühmten grau-grünen Augen, darunter Augenringe und ein struppiger Vollbart. Hallo, Robert Pattinson!
Friday: Lange Nacht gehabt?
Robert: Eher zwei lange Wochen. Aber ich habe nicht gefeiert, einfach nur echt hart gearbeitet. Ich drehe hier in London gerade meinen nächsten Film «Bel Ami» und muss sechs Tage die Woche fechten üben.
Trägst du darum auch einen Vollbart?
Genau. Was tut man nicht alles, um mit Christina Ricci, Uma Thurman und Kristin Scott-Thomas in einem Film spielen zu dürfen? Langsam nervt mich der Bart aber. Ist nicht gerade bequem, hoffentlich werd ich ihn bald los.
Für deinen aktuellen Film «Remember Me» musstest du nicht so viel Aufwand
betreiben.
Nein, da sehe ich aus wie privat. Ich spiele Tyler, Anfang 20, dessen Leben ein ziemliches Chaos ist. Dann trifft er ein Mädchen, das alles verändert.
Was hat dich an dieser Rolle gereizt?
Mich hat Tyler sehr fasziniert. So eine Rolle ist schwer zu finden. Viele Rollen für junge Männer sind festgefahren. Sie sind immer so ahnungslos und unschuldig. Und meistens kommt irgendwann raus, dass der Typ noch Jungfrau ist. Voll bescheuert. Tyler ist anders.
Wie genau?
Bei ihm ist es überhaupt nicht offensichtlich, wo er herkommt und wohin er in seinem Leben gehen will. Er ist am Ende seiner Pubertät und sein Leben ist ein Chaos. Er ist ein totaler Individualist und will allem und jedem seinen Stempel aufdrücken. Aber dann wird ihm klar, dass er ein Teil seines Umfelds ist und nicht immer alles von sich wegweisen kann.
Kennst du dieses Gefühl auch?
Klar, ich war mit Anfang 20 genauso drauf. Das hat mich irgendwie auch an der Rolle gereizt. Ich habe noch nie einen jungen Mann gespielt, der mir so ähnlich ist wie Tyler.
Hast du dich auch schon mit der Polizei geprügelt, so wie Tyler das aus lauter Idealismus macht?
Nein, nicht wirklich. Aber ich wünschte, ich hätte so viel Mut wie er. Das mag ich so an ihm, dass er bereit ist, für das einzustehen, woran er glaubt. Auch wenn er dabei nie an die Konsequenzen denkt. Ich habe die Szene unglaublich gern gespielt. Mich mit einem Polizisten zu prügeln ist so oder so ein geheimes Wunschszenario für mich.
Pierce Brosnan, der im Film deinen Vater spielt, holt dich dann aus dem Knast raus.Wie war er privat?
Er ist witzig und charmant. Wir haben uns zum Nachtessen getroffen, kurz bevor wir mit den Dreharbeiten angefangen haben. Das vornehme französische Restaurant war voll mit älteren Typen, die alle wie Banker aussahen. Sie hatten keine Ahnung, wer ich war, aber Pierce haben sie die ganze Zeit angestarrt und Witze gemacht.
Wie hat er darauf reagiert?
Er ist einfach aufgestanden und an ihren Tisch gegangen, hat sich vorgestellt und alle fingen an zu lachen. Ich weiss nicht, was er gesagt hat, aber man konnte sehen, dass sie ihn unglaublich gern mochten. Und dann hat er mich vorgestellt und gemeint: Das ist mein Sohn. Und die haben das geglaubt!
Du hast ein paar sehr leidenschaftliche Szenen mit deiner Filmpartnerin Emilie de Ravin. Was hat deine Freundin Kristen Stewart dazu gesagt?
Meine private Beziehung hat mit dem, was ich im Film mache, nichts zu tun. Natürlich versuche ich mir manchmal in Erinnerung zu rufen, wie sich etwas anfühlt, das ich privat schon durchlebt habe. Etwa wenn man frisch verliebt ist oder so. Aber bei diesem Film habe ich das nicht so intensiv gemacht, weil «Remember Me» für mich eigentlich gar kein Liebesfilm ist.
Sondern?
Es geht um Hoffnung, darum, dass man immer mit offenen Augen durchs Leben geht und es zu schätzen weiss. Und manchmal geschieht das eben erst, wenn man jemand Besonderes trifft. Aber es ist nicht so, dass sich bei diesem Film die Leben der Figuren vollkommen ändern, nachdem sie sich kennengelernt haben. Die Probleme bleiben dieselben. Trotzdem sind beide glücklich, weil sie das Leben mehr zu schätzen wissen. Darum geht es für mich.

Leise Love-Story
Tyler (Robert Pattinson) geht zur Uni, wohnt in einer WG alles ganz normal. Doch der sensible, verkopfte Student leidet unter dem Selbstmord seines Bruders und der verkorksten Beziehung zum Vater. Er kann sich erst öffnen, als er sich in seine Kommilitonin Ally (Emilie de Ravin aus «Lost») verliebt. Die beiden empfinden sich als seelenverwandt, haben ähnliche Probleme. Dann kommen Dinge ans Licht, die ihre Liebe stark belasten. Um in die leise Love-Story reinzukommen, brauchts Geduld, aber für Robert-Pattinson-Fans ein Muss.