Film flopptRegie-Supergau für Jolie
An der Berlinale stellt Angelina Jolie ihr Regie-Debüt vor. In ihrer Heimat ist der Film gescheitert. Ob ihr das europäische Publikum wohler gesinnt ist?
Sie ist einer der grössten Filmstars unserer Zeit. Von Millionen bejubelt, mit Millionen für ihre Rollen vergütet. Aber Angelina Jolie wollte mehr als bloss ein Hollywoodstar sein. Sie wollte ihre Vision verwirklichen, die kreativ treibende Kraft hinter einem Projekt sein. Anweisungen geben, statt sie anzunehmen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Machtmensch Jolie auf dem Regiestuhl Platz nimmt.
Für ihr Debüt wählte sie ein Liebesdrama vor dem Hintergrund des Bosnienkriegs. Besetzt hat sie die schwer verdauliche Kost mit Zana Marjanovic und Goran Kostic. Schauspieler, von denen man diesseits des Balkans noch nie gehört hat. Und es gibt im Film «nicht eine einzige fröhliche oder glückliche Szene», wie Jolie selbst sagt. Alles in allem ein sicheres Rezept für ein Desaster an der Kinokasse. Trotzdem produzierte das Werk Hollywood-Schwergewicht Graham King, der sich sonst Blockbustern wie «Aviator», «The Tourist» oder «Departed» verschreibt. Dachte King, der Name Jolie und ein Gang über den roten Teppich allein könnten die Kinosäle füllen?
Kein Publikum für Jolie
In den USA jedenfalls ist die Formel «Jolie führt Regie» nicht aufgegangen. Blosse 250 000 Dollar spielte der Film, der am 23. Dezember herauskam, bisher ein. Jolie mied eine pompöse Premiere und machte auch um das Sundance-Filmfestival, das für Arthouse-Filme eigentlich prädestiniert ist, einen weiten Bogen. Nur 18 Kinos in ganz Amerika nahmen den Streifen ins Programm auf, in über der Hälfte davon ist er bereits wieder abgesetzt. Ein phänomenaler Flop. Doch kaum ein Medium in den USA berichtete darüber. Ist die Oscar-Preisträgerin und UN-Botschafterin mittlerweile unanstastbar?
Am Wochenende zeigt Jolie ihren Film ausser Konkurrenz an der Berlinale. Ob sie damit das Ruder herumreissen kann, ist fraglich. Ascot-Elite, die sich die Verleihrechte für die Schweiz gesichert hat, hat bislang noch kein Startdatum festgelegt. Laut Sprecher Dietmar Steg wolle man erst die Berlinale abwarten und sich dann entscheiden.
In guter Gesellschaft
Immerhin kann sich Jolie trösten, als erfolglose Regisseurin nicht allein dazu stehen. Nicolas Cage spielte 2002 mit seinem Regie-Debüt «Sonny» gar nur 30 000 Dollar ein. Wenig besser erging es Kiefer Sutherland 1997. Sein Erstling «Truth or Consequences, N.M.» ging mit einem Einspielergebnis von 109 000 Dollar völlig unter. Und auch Jodie Foster landete letztes Jahr einen veritablen Flop. «The Beaver» brachte nicht einmal eine Million Dollar am US-Boxoffice ein.