Silberner Bär für Schweizer Film

Aktualisiert

Berlinale 2012Silberner Bär für Schweizer Film

Grosser Erfolg für die Schweizer Regisseurin Ursula Meier in Berlin: Sie gewinnt einen Silbernen Bären für ihren Film «L'enfant d'en haut». Den Goldenen Bären erhalten die Regie-Brüder Taviani.

Regisseurin Ursula Meier (Mitte) mit ihren beiden Hauptdarstellern Lea Seydoux (links) Kacey Mottet Klein beim Auftakt der Berlinale 2012.

Regisseurin Ursula Meier (Mitte) mit ihren beiden Hauptdarstellern Lea Seydoux (links) Kacey Mottet Klein beim Auftakt der Berlinale 2012.

Der Goldene Bär der Internationalen Filmfestspiele Berlin geht nach Italien. Gewinner des Hauptpreises der 62. Berlinale ist «Cäsar muss sterben» (»Cesare deve morire») der Regie-Brüder Paolo und Vittorio Taviani. Der Schweizer Wettbewerbsbeitrag erhielt einen Sonderpreis.

Der Film «L'enfant d'en haut» von Ursula Meier erhielt aber «lediglich» einen Silbernen Bären und dazu eine «lobende Erwähnung» . Das Sozialdrama war einer der Publikumsfavoriten und hatte als heisser Anwärter auf den Goldenen Bären gegolten.

Meier nahm den Preis aus den Händen von Jury-Präsident Mike Leigh entgegen. Dieser lobte den Film als «dramatische, poetische und intelligente Studie» mit einer «hervorragenden Regie».

Mit «L'enfant d'en haut» war die Schweiz erstmals seit zehn Jahren wieder im Wettbewerb der Berlinale vertreten. Die Koproduktion mit Frankreich wurde von der Kritik als einer der besten Schweizer Filme seit Jahren gewürdigt.

Die Hauptfiguren sind der zwölfjährige Simon und seine erwachsene Schwester Louise, die in einer schäbigen Wohnung hausen. Den kleinen Simon zieht es auf die Berge zu den Leuten an der Sonne. Seine Schwester hingegen hat längst resigniert; sie lässt sich von zwielichtigen Liebhabern aushalten und säuft sich, wenn sie gerade mal Geld hat, ins Koma.

Quelle: Youtube

Achter italienischer Sieger

Den Hauptpreis holten sich schliesslich die Regiebrüder Paolo und Vittorio Taviani mit «Cäsar muss sterben» - ein Filmessay über Strafgefangene in Rom, die im Gefängnis Shakespeares «Julius Cäsar» proben und aufführen.

Die Berlinale-Jury unter Vorsitz des britischen Regisseurs Leigh verbeugte sich mit ihrer Entscheidung vor den Regie-Altmeistern Taviani, zu deren Werk Filme wie «Mein Vater, mein Herr», «Die Nacht von San Lorenzo» und «Good morning, Babylon» gehören.

Bereits zum achten Mal wurde ein italienischer Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Zuletzt erhielt 1991 Marco Ferreri für «Das Haus des Lächelns» den Preis.

Nur Regiepreis für «Barbara»

Die Silbernen Bären für die beste Schauspielerleistung gingen an Darsteller aus Dänemark und dem Kongo. Die kongolesische Laiendarstellerin Rachel Mwanza wurde für ihre Rolle einer Kindersoldatin in dem Film «Rebelle» des kanadischen Regisseurs Kim Nguyen geehrt.

Der Däne Mikkel Boe Folsgaard erhielt den Preis für seine Leistung in dem Kostümfilm «Die Königin und der Leibarzt» von Nikolaj Arcel. Darin spielt Folsgaard den dänischen König Christian VII. Zusammen mit Rasmus Heisterberg erhielt Regisseur Arcel auch den Preis für das beste Drehbuch.

Ein Silberner Bär ging an den ungarischen Film «Nur der Wind» (»Csak a szél»). Regisseur Bence Fliegauf erhielt für sein aufwühlendes Werk den Grossen Preis der Jury. Sein Film erzählt nach realen Ereignissen von einer Mordserie an Roma-Familien in einem ungarischen Dorf.

Regiepreis-Gewinner Christian Petzold war mit dem DDR-Drama «Barbara» auch als Favorit für den Goldenen Bären gehandelt worden.

Der Alfred-Bauer-Preis der 62. Berlinale ging an den Portugiesen Miguel Gomes für den Schwarz-Weiss-Film «Tabu». Der nach einem ersten Festivaldirektor benannte Preis wird an Werke verliehen, die neue Perspektiven der Filmkunst eröffnen.

Bei den Kurzfilmen, die von einer anderen Jury bewertet wurden, wurde «Rafa» von João Salaviza aus Portugal mit einem Goldenen Bären ausgezeichnet.

18 Titel im Rennen

Insgesamt waren in diesem Jahr 18 Filme im Rennen um den Goldenen und die Silbernen Bären. Insgesamt wurden knapp 400 Filme gezeigt.

Jury-Präsident Leigh sagte über die Arbeit der Juroren: «Wir waren eine nette Gruppe, wir mögen uns, wir haben alle einen Sinn für Humor.» Sie hätten «interessante Filme gesehen», fügte er hinzu. Die 62. Berlinale endet am Sonntag mit einem Publikumstag.

(sda)

Deine Meinung zählt