Museumsreife Geschlechtsakte
Die menschliche Sexualität hat den Weg ins Museum gefunden und wird dort mit frühen und sehr freizügigen Darstellungen gefeiert.
Das deutsche Neanderthal-Museum nimmt sich der menschlichen Sexualität an und zeigt alles über Liebe, Fruchtbarkeit und Wollust.
Bereits in der mittelalterlichen Sprache kannt man Ausdrücke für den Geschlechtsverkehr. Man nannte ihn «Rippeln», «bei sich liegen» oder «sich im Fleische erkennen».
Das Museum versucht den Zeitpunkt zu finden, wann die Menschen den kleinen Unterschied entdeckten und seit wann wir Scham, Lust und Verlangen empfinden und darüber nachdenken. Und wirft Fragen auf: Gab es in der Steinzeit den Anteil an der Jagdbeute nur im Tausch gegen Sex? Wie trieben es die alten Griechen und Römer?
Freizügige Darstellungen auf griechischen Keramiken geben einen Einblick in die Welt der
"pornai" und "hetairai" - der Prostituierten - und zeigen zugleich, wie sich die damalige
Männerwelt Lust und Vergnügen vorstellte.
Die Ausstellung verdeutlicht, dass sich durch die Jahrtausende Moralvorstellungen
wandelten und deutlich von denen unserer Zeit unterscheiden. Dies wird vor allem bei Ehe,
Homosexualität und Sex mit Minderjährigen deutlich. War es im Alten Rom völlig legitim, sich
neben der Ehe lustvollen Zweitbeziehungen zu widmen und Bordelle aufzusuchen, so sah
das die Welt des Mittelalters anders: Sex sollte ausschliesslich in der Ehe zum Zweck der
Fortpflanzung und nicht zum Lustgewinn stattfinden. Bussbücher, in denen Geistliche mit viel
Phantasie ausführlich alle Arten sexueller Verfehlungen sowie die dafür notwendigen
Bussübungen aufzählten, belegen allerdings auch, dass nicht jeder diese Moralvorstellungen
nachvollziehen wollte. Dies zeigen auch die Verse der Minnesänger und Bilddarstellungen in
alten Handschriften. Ausserdem gaben Mediziner schon damals praktische Ratschläge zum
Sex, die durchaus auf den Lustgewinn von Mann und Frau orientierten. Pornographische Darstellung in der Kunst der Neuzeit, das erste Kondom sowie diverse Spielzeuge zum
Lustgewinn führen den Besucher schliesslich in die Gegenwart.
Die Ausstellung "100.000 Jahre Sex" zeigt Kulturgeschichte pur. Deutlich wird, wie sich die
Blickweisen auf das Thema Sex und was damit alles im Zusammenhang steht im Laufe der
Jahrtausende wandeln.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog (16,50 €).
Neanderthal Museum
Talstr. 300
40822 Mettmann www.neanderthal.de
Di-So 10 bis 18 Uhr (Ostermontag geöffnet)