«Schrillste und schönste Techno-Parade der Welt»

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Street Parade«Schrillste und schönste Techno-Parade der Welt»

Für die Veranstalter war die Street Parade «ein voller Erfolg». Auch Polizei und Sanität sind zufrieden: «Friedlich und problemlos» trotz 444 behandelten Personen.

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Es sei wieder «die schrillste und schönste Techno-Parade der Welt» gewesen, schwärmen die Organisatoren: «Die diesjährigen Love Mobiles waren eine besondere Augenweide», schreiben sie. Sie hätten das ganze Spektrum der tanzbaren elektronischen Musik geboten. Sound und dazugehörende Kunst entwickelten sich immer weiter und würden in Zürich festlich zelebriert. Im Hinblick auf die Gäste sprechen die Veranstalter der nunmehr 19. Street Parade denn auch augenzwinkernd von «Jungen und Junggebliebenen», die aus ganz Europa angetanzt kamen.

Von der schlechten Wetterprognose haben sich die Tanz- und Schaulustigen nicht abschrecken lassen. Neben schrillen und knappen Kostümen sah man auch viele in Jeans und T-Shirt, mit Turnschuhen oder gar in Gummistiefeln. Doch so nass wie vorausgesagt wurden die Feiernden gar nicht. Bis gegen 17 Uhr blieb es trocken, dann setzte allmählich zunehmender Regen ein. Rund 650 000 Raver tanzten ums Zürcher Seebecken. Das sind 50 000 mehr als im Vorjahr, wie Stefan Epli, Mediensprecher der Street Parade, sagte.

Das Erste der 30 Love Mobiles steuerte demnach pünktlich um 14.00 Uhr aus dem Zürcher Seefeld auf die zwei Kilometer lange Route, das letzte fuhr gegen 22 Uhr im Ziel beim Mythenquai ein. Danach hiess es, in den Clubs abfeiern.

Raver am Kopf schwer verletzt

Polizei und Sanitäter hatten zwar einiges zu tun bei der Street Parade am Samstag in Zürich, doch gravierende Zwischenfälle blieben aus. Insgesamt wurden 23 Personen festgenommen. 444 Besucher mussten medizinisch versorgt werden.

Die Zürcher Stadtpolizei griff bei mehreren Streitereien ein und half Personen, die zu viel Alkohol oder Drogen konsumiert hatten. Bei zwei der tätlichen Auseinandersetzungen erlitten zwei Männer Kopfverletzungen.

Schutz&Rettung Zürich hatte deutlich weniger zu tun als im Vorjahr: Insgesamt behandelten die Sanitäter 444 Personen, 169 weniger als im Vorjahr. Grund waren vor allem zu viel Alkohol und Drogen oder kleinere Verletzungen wie Prellungen, Stauchungen und Schnittverletzungen.

53 Patienten mussten ins Spital gebracht werden. Im Vorjahr waren es fast doppelt so viele. Vier Personen zogen sich mittelschwere oder schwere Verletzungen zu, wie es in einer Mitteilung heisst.

In 248 Fällen hatten die Patienten zu viel Alkohol getrunken und/oder Drogen konsumiert. Darunter waren 34 Jugendliche unter 16 Jahren - und zwar jeweils 17 männliche und 17 weibliche. Insgesamt 93 Personen durften ihren Rausch auf einem Feldbett in der Patientensammelstelle ausschlafen.

Ein Sicherheitsangestellter wurde von einem Lovemobile angefahren, aber nur leicht verletzt, als er einen unvorsichtigen Raver vom Fahrzeug wegweisen wollte. Im Hauptbahnhof stürzte ein Besucher vom Perron und geriet unter einen stehenden Zug. Dabei wurde auch er leicht verletzt.

Street Parade gedenkt Duisburg

Für eine Minute sind um 17 Uhr die Love Mobiles stillgestanden. Die Musik verstummte und Tausende gedachten der Opfer von Duisburg. Eine Massenpanik hatte bei der dortigen Loveparade 21 Tote und mehr als 500 Verletzte gefordert.

Die Gedenkminute in Zürich «ging richtig unter die Haut,» sagte Stefan Epli, Medienverantwortlicher der Street Parade. Die Absprache habe perfekt geklappt, so dass wirklich auf allen Love Mobiles und Bühnen Ruhe herrschte.

Nach dem Unglück in Duisburg standen die Sicherheitsvorkehrungen in Zürich besonders im Vordergrund. Veranstalter und Polizei hatten das Konzept nochmals überarbeitet und Anpassungen vorgenommen. So zeigten Schilder mögliche Fluchtwege, Stolperfallen wie Absperrpfosten und Ketten wurden überall entfernt.

Riesiges Medieninteresse

Das Medieninteresse war in diesem Jahr besonders hoch, vor allem auch bei ausländischen Medien, wie Epli sagte. Rund 150 Journalisten waren akkreditiert. Das sind etwa ein Drittel mehr als in den Vorjahren.

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(rub/sda)

«Die Techno-Szene wollte zeigen, dass sie noch lebt»

650 000 Technofans tanzten an der 19. Street Parade mit. Diesen Andrang hatten die Organisatoren nicht erwartet.

Schon bevor sich die 30 Lovemobiles am Nachmittag wummernd in Bewegung setzten, war Zürich proppenvoll: «Angesichts der schlechten Wetterprognosen sind überraschend viele Menschen gekommen», sagt Street-Parade-Sprecher Stefan Epli. Die Organisatoren schätzen die Teilnehmerzahl auf 650 000 – das sind 50 000 mehr als im Vorjahr, als es ebenfalls geregnet hatte.

Das gestiegene Publikumsinteresse sei auch auf die tragischen Ereignisse an der Loveparade zurückzuführen, so Epli: «Die Street Parade bekam viel Aufmerksamkeit – täglich hatte ich über 30 Interviewanfragen europäischer Medien.» Viele hätten ein Zeichen setzen wollen: «Die Techno-Szene wollte zeigen, dass sie trotz Duisburg noch lebt.» Um 17 Uhr zollten Hunderttausende den 21 Todesopfern von Duisburg Respekt: Die Musik wurde für die möglicherweise teilnehmerstärkste Schweigeminute aller Zeiten unterbrochen.

Unter die Menschenmenge mischte sich auch Zürichs Stadtpräsidentin: «Ich habe ausgelassene Tanzstimmung erlebt und überall fröhliche Gesichter gesehen», sagte Corine Mauch. Die Parade unterstreiche, dass Zürich weltoffen, tolerant und lebendig sei.

Das zweite Regenjahr in Folge reisst ein Loch in die Kasse des Vereins Street Parade. Epli: «Das 20-Jahr-Jubiläum werden wir 2011 aber gebührend feiern.» (marco lüssi)

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