Gottschalks AbschiedKeine Tränen und ein grosses Fragezeichen
Es war ein würdiger Abschied von «Wetten, dass...?»-Moderator Thomas Gottschalk - wenn auch ein wenig emotionslos. Dafür brachte Günther Jauch die Gerüchteküche zum brodeln: Wird er etwa der Nachfolger?
Am Samstagabend war es nun definitiv so weit: Thomas Gottschalk nahm Abschied von «Wetten, dass...?». Wer jetzt aber eine riesen Sause mit viel Pomp und Glanz erwartete, wurde enttäuscht. Obwohl zwar Prosecco statt Wasser auf dem Wettsofa getrunken wurde und der Moderator mit Geschenken überhäuft wurde, war es kein pathetischer Abschied. Trotzdem: Zum Schluss gab es einen grossen flackernden «Danke Thomas»-Schriftzug und eine Dankesrede des Entertainers.
«Ich weiss einiges nicht»
Doch der Reihe nach: Thomas Gottschalk erschien mit schwarzer Smoking-Jacke und roter Schottenkaro-Weste und -Hose zu seiner letzten Show in Friedrichshafen, seine Co-Moderatorin Michelle Hunziker in einem goldenen Abendkleid. Sie schenkte ihm zu Beginn der Show eine Torte mit Marzipan-Figuren des Moderatorenpaares. Dann sagte sie ein Gedicht für ihn auf: «Deine letzte Show / Ich freu' mich drauf / und ich sag' Dir / Thomas, hör nicht auf!», lauteten die letzten Zeilen ihres Gedichts, mit dem sie die Show einleitete. Gottschalk selbst kündigte einen «fröhlichen Abend» an. «Ich weiss einiges nicht, was auf mich zukommt», fügte er hinzu.
Jauch provoziert Spekulationen
Einer der Höhepunkte der Show war jedoch, als Gottschalk den Wettpaten und langjährigen Freund Günther Jauch direkt fragte, ob er sein Nachfolger werden wolle. Der «Wer wird Millionär»-Moderator sagte nicht sofort nein, sondern erbat sich 24 Stunden Bedenkzeit und schlug vor: «Morgen Abend, 20.15 Uhr bei mir, der grosse Jahresrückblick auf RTL. Du kommst zu mir, wir besprechen das in aller Ruhe.»
Mit diesem Satz dürfte Jauch etliche Fernsehzuschauer mehr zu seiner Show «2011! Menschen, Bilder, Emotionen» gelockt haben. Ein abgekartetes Spiel, eine abgesprochene Cross-Promotion? Gut möglich, aber nach der Absage von Nachfolge-Favorit Hape Kerkeling scheint alles möglich.
Wer hat in den vergangenen Wochen nicht alles - gefragt und ungefragt - abgesagt: Jörg Pilawa, Markus Lanz, Barbara Schöneberger, Anke Engelke, Jauch auch schon. Johannes B. Kerner wurde zuletzt mehrfach genannt - dann könnte es wohl auch ARD-Talker und RTL-Quizmaster Jauch machen. Die Nachfolgersuche wird zunehmend rastloser.
Gäste eher gelangweilt
Doch lange hielt sich die Show aus Friedrichshafen nicht mit diesem Thema auf, ausser dass fast sämtliche Gäste - von Iris Berben bis Wolfgang Lippert - Gottschalk zum Bleiben überreden wollten.
Aber da bissen sie auf Granit: Der 61-Jährige liess sich nicht beeindrucken und präsentierte eine klassische «Wetten, dass..?»- Sendung, so wie er sie seit 1987 schon 150 Mal moderiert hatte: Eher gelangweilte Gäste auf der Couch (Karl Lagerfeld plauderte unentwegt mit Jessica Biel, Til Schweiger schrieb zwischendurch SMS); eine charmante, aber zuweilen etwas aufgedrehte und trotzdem bemutternde Michelle Hunziker; Showacts, die Gottschalks Musikgeschmack entsprechen (Meat Loaf); internationale Stars, die die Show vorzeitig verlassen (Lenny Kravitz).
Und natürlich gab es Wetten, Wetten, Wetten - von Sport über Gehirnakrobatik und Klospül-Hör-Erkennung bis zu Mountainbike-Action im Schnee.
Der letzte Clown
Der letzte grosse Samstagabend-Unterhalter moderierte den Grossteil der Sendung so wie immer: locker, flapsig, routiniert. «Es soll spassig sein. Ich bin der letzte Clown, der unterwegs ist. Berlusconi ist weg, Gaddafi ist weg», sagte er zu Beginn und erntete gleich die ersten Lacher der 3000 Zuschauer in der Friedrichshafener Rothaus-Halle.
Keine Spur von Druck, Abschiedsschmerz, Wehmut; eher Gelassenheit und innerer Friede, so als hätte sich in den vergangenen Monaten nicht gefühlt die halbe Nation darüber gerätselt, wie und ob es überhaupt mit «Wetten, dass..?» weitergehen kann.
Einzig Co-Moderatorin Hunziker versprühte ein wenig Abschieds- Atmosphäre, servierte Jubiläums-Torte (Miniatur-Wettcouch mit Marzipan-Gottschalk) und schenkte Champagner nach.
Nach etwa zweieinhalb Stunden war der Spuk vorbei und Gottschalk verabschiedete sich mit den Worten: «Gute Nacht, es war 'ne tolle Zeit. Auf Wiedersehen.»
(mor/sda/dapd)