Schrille Töne in USA«Der Islam ist des Teufels»
In den USA werden vermehrt islamfeindliche Stimmen laut: Republikaner poltern gegen die Moschee bei Ground Zero, eine Kirche fordert zur Koran-Verbrennung auf.

Demonstration gegen die geplante Moschee in New York.
In Europa weht den Muslimen ein rauer Wind entgegen. Die Schweiz sagt Ja zur Anti-Minarett-Initiative, in Belgien und Frankreich wird der Ganzköperschleier verboten. Eine kürzlich veröffentlichte Umfrage in vier grossen europäischen Ländern ergab eine klare Mehrheit für ein Burkaverbot. Anders in den USA, hier unterstützen nur 28 Prozent der Befragten eine solche Massnahme. Amerika als Hort von Freiheit und Toleranz?
So einfach ist es nicht. Auch in den USA wurden in letzter Zeit vermehrt schrille Töne gegenüber dem Islam laut. Für Unmut sorgt nicht zuletzt das geplante islamische Zentrum in New York, das nur zwei Häuserblocks entfernt vom Ort der Terroranschläge vom 11. September 2001 erbaut werden und neben anderen Einrichtungen auch eine Moschee beherbergen soll. Der Gemeinderat von Manhattan stimmte vor zwei Monaten mit klarem Mehr zu, auch Bürgermeister Michael Bloomberg unterstützt das Projekt.
«Unnötige Provokation»
Doch die Opposition wächst. Zuletzt hat mit der Anti Defamation League (ADL) auch eine angesehene jüdische Organisation ins Lager der Gegner gewechselt. Sie hatte das Projekt anfänglich unterstützt und die Kritik als heuchlerisch zurückgewiesen. Nun sei die ADL zum Schluss gekommen, dass die geplante Moschee ein Affront für die Angehörigen der Terroropfer sei, begründete Direktor Abraham Foxman die Kehrtwende in der «New York Times». Das Zentrum solle «an einem anderen Ort» gebaut werden.
Umfragen zufolge ist eine Mehrheit der Amerikaner gegen die Moschee. Auch prominente Republikaner sind auf den Zug aufgesprungen. Sarah Palin forderte auf Twitter die «friedliebenden Muslime» zum Verzicht auf die «unnötige Provokation» auf. Newt Gingrich, ehemaliger Sprecher des Repräsentantenhauses und möglicher Präsidentschaftskandidat 2012, verlangte ein Verbot, «so lange es keine Kirchen und Synagogen in Saudi-Arabien gibt», und verwendete damit Argumente wie die Befürworter des Schweizer Minarettverbots.
«Gewalttätige politische Philosophie»
Auch andernorts in den USA manifestiert sich die Islamfeindlichkeit. Das Dove World Outreach Center, eine Freikirche in Gainesville im Staat Florida, ruft für den 11. September, den Jahrestag der Terroranschläge, zu einem «Internationalen Koranverbrennungs-Tag» auf. Man wolle damit die Opfer von 9/11 ehren und sich dem Islam entgegenstellen, sagte Pastor Terry Jones auf CNN, denn «der Islam ist des Teufels».
Weniger deutlich, aber in der Stossrichtung ähnlich äusserte sich Ron Ramsey, der Vizegouverneur von Tennessee. An einer Veranstaltung deutete er an, der Islam sei vielleicht keine Religion und damit nicht durch die Verfassung geschützt: «Man kann darüber streiten, ob Muslim eine Religion ist, eine Nationalität, ein Lebensstil oder eine Sekte, wie immer man es nennen will», sagte Ramsey. Auf Anfrage erklärte der Republikaner, der für seine Partei als Gouverneur kandidieren will, der Islam ähnle zunehmend «mehr einer gewalttätigen politischen Philosophie als einer friedliebenden Religion».
Der Präsident, ein Muslim?
Bei diesen Beispielen mag es sich um Einzelfälle vom rechten Rand handeln. Sie blieben auch nicht ohne Widerspruch. So distanzierte sich die grösste evangelikale Dachorganisation der USA, die National Association of Evangelicals, in einer Mitteilung deutlich von der geplanten Koranverbrennung in Florida. Doch die anti-islamischen Töne erstaunen wenig in einem polarisierten Land, das von einem Präsidenten regiert wird, der mit vollem Namen Barack Hussein Obama heisst und von dem viele christlich-konservative Wähler überzeugt sind, dass er ein Muslim ist.
Moschee darf gebaut werden
Die umstrittene Moschee beim früheren World Trade Center in New York darf gebaut werden. Die Denkmalschutzbehörde der Stadt hat am Dienstag grünes Licht für den Abriss des dort stehenden Blockes gegeben. Die muslimische Gemeinde will anstelle des 154 Jahre alten Gebäudes ein 15-stöckiges Gemeindezentrum errichten, zu dem unter anderem eine Moschee gehören soll.