«Offensichtlich war es nicht der erste Brief»

Aktualisiert

Gaddafi schreibt Obama«Offensichtlich war es nicht der erste Brief»

Muammar Gaddafi hat in einem Brief das Ende der Nato-Angriffe in Libyen gefordert. Er beschrieb die Attacken als ungerecht.

Der libysche Staatschef Muammar al Gaddafi hat den amerikanischen Präsidenten Barack Obama in einem Brief um ein Ende der NATO-Angriffe in seinem Land gebeten. In dem Brief vom Mittwoch, der der Nachrichtenagentur AP vorlag, sprach Gaddafi von einem «ungerechten Krieg gegen ein kleines Volk eines Entwicklungslandes». Aus US-Regierungskreisen verlautete, man halte den dreiseitigen Brief für echt.

Darin erklärte Gaddafi weiter, die NATO-Luftangriffe hätten seinem Land moralisch stärker geschadet als militärisch. Ein demokratische Gesellschaft könne nicht mithilfe von Raketen und Kampfflugzeugen errichtet werden. Gaddafi wiederholte ausserdem, seine Gegner seien Mitglieder des Terrornetzwerks Al-Kaida. Der libysche Machthaber sprach Obama in seinem Brief mit den Worten «unser Sohn» an und erklärte, er wünsche dem US-Präsidenten die Wiederwahl 2012.

Die USA haben den Empfang eines Briefes von Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi an US-Präsident Barack Obama bestätigt. «Aber offensichtlich war es nicht der erste», sagte der Sprecher des Weissen Haus, Jay Carney, am Mittwoch. Die staatliche libysche Nachrichtenagentur Jana hatte zuerst über das Schreiben berichtet. Auch Carney machte keine Angaben zum Inhalt.

Zu Berichten, dass Gaddafi Obama in dem Brief aufgerufen habe, einen Stopp der von der NATO geführten Luftangriffe in Libyen zu veranlassen, sagte der Sprecher lediglich, die Position des Präsidenten sei klar. Nicht Worte zählten, sondern Taten. Gaddafi müsse die Gewalt gegen die Bevölkerung beenden und seine Truppen zurückziehen.

Unstimmigkeiten

Zwischen der NATO und den libyschen Rebellen ist ein offener Streit über die Luftangriffe der Allianz auf die Truppen von Machthaber Muammar al- Gaddafi entbrannt. Die Rebellen werfen der NATO vor, nicht genügend Unterstützung zu leisten. Die NATO weist dies zurück.

Der Generalstabschef der Rebellen, Abdel Fattah Junis, sagte bereits am Dienstag, die NATO unternehme nichts, um die Aufständischen zu unterstützen. «Die Menschen werden sterben und dieses Verbrechen wird die internationale Gemeinschaft für immer belasten», sagte Junis.

«Was tut die NATO?» Mitunter vergingen nach der Benachrichtigung der NATO über mögliche Ziele acht Stunden bis zu den Luftangriffen. Dafür sei die Bürokratie des Militärbündnisses verantwortlich, sagte Junis.

NATO weist Kritik zurück

Die NATO wies die Vorwürfe am Mittwoch zurück. Die stellvertretende Sprecherin Carmen Romero erklärte, die NATO weite ihre Luftangriffe sogar aus. Die Angriffe würden jedoch mit äusserster Vorsicht geplant und geflogen, um zivile Opfer zu vermeiden, sagte Romero.

Bereits zuvor hatte die NATO-Führung darauf hingewiesen, dass gezielte Luftangriffe, etwa bei der von Gaddafi-Truppen belagerten Stadt Misrata, Piloten und Einsatzplaner vor grösste Probleme stellten. Gaddafi missbrauche inzwischen die Zivilbevölkerung als «Schutzschild», um schwere Waffen, wie beispielsweise Panzer und Schützenpanzer, vor Angriffen zu schützen.

Libyens drittgrösste Stadt, 210 Kilometer östlich von Benghasi, lebt die Bevölkerung seit Wochen ohne Strom und Wasser unter Beschuss der Gaddafi-Artillerie. Die Truppen des Regimes verschonen dort laut Berichten mit ihren Angriffen selbst die Spitäler nicht.

Schwere Kämpfe östlich von Brega

Derweil versuchten die Aufständischen, im Osten Libyens verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Westlich von Adschdabija seien schwere Kämpfe im Gange. Die Gefechte hätten am Morgen begonnen, nachdem Gaddafis Truppen über Nacht mit Munition versorgt worden seien, berichtete der Kämpfer einer Spezialeinheit der Rebellen.

Die Front verlaufe jetzt 20 Kilometer östlich von der strategisch wichtigen Ölstadt Brega. Am Dienstag waren die Rebellen so weit wie seit Tagen nicht zurückgeschlagen worden. Unter Raketen- und Granatwerferbeschuss zogen sie sich Richtung Benghasi zurück.

Rebellen verweigern türkische Hilfsgüter

Im Hafen von Benghasi wies eine Menschenmenge indes die Landung eines türkischen Schiffes mit Hilfsgütern verhindert, wie eine Sprecherin des türkischen Roten Halbmondes in Ankara bestätigte.

Die Gaddafi-Gegner waren darüber empört, dass sich der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in der vergangenen Woche ausdrücklich gegen Waffenlieferungen an die Rebellen ausgesprochen hatte.

Unterdessen begannen die Aufständischen offenbar mit dem Export von Öl. Der erste Öl-Tanker aus dem von den Rebellen kontrollierten Gebiet in Ost-Libyen habe am Mittwoch den Hafen der Stadt Tobruk verlassen, meldete der Nachrichtensender Al-Arabija. (sda/dapd)

Jordanien schickt Kampfflugzeuge

Als weiteres arabisches Land unterstützt Jordanien die Flugverbotszone über Libyen. Kampfflugzeuge der Royal Jordanian Air Force seien bereits vor zwei Tagen auf einem Luftwaffenstützpunkt gelandet, sagte Aussenminister Nasser Dschudeh der Zeitung «Jordan Times» vom Mittwoch.

Das Königreich wolle damit Hilfsflüge schützen, hiess es in einem weiteren Bericht. Das erste Flugzeug mit Hilfsmitteln sei am Montag in Benghasi gelandet.

Katar hatte als erstes arabisches Land Flugzeuge entsandt, um die Flugverbotszone zu sichern. Laut Angaben eines Sprechers der französischen Einsatzkräfte, sind unterdessen auch Flugzeuge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in Sardinien angekommen, um den NATO- Einsatz zu unterstützen.

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