Oktoberfest wird zur Hochsicherheitszone

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AnschlagsgefahrOktoberfest wird zur Hochsicherheitszone

Die Serie der Drohungen islamistischer Terroristen gegen Deutschland reisst nicht ab: In einer neuen Internet-Botschaft griff die Terrororganisation Al Kaida Kanzlerin Angela Merkel scharf an und bezichtigte sie der Lüge. Die Polizei hat das Sicherheitsdispositiv rund ums Münchner Oktoberfest verschärft.

Nach Einschätzung des Bundesinnenministeriums gibt es jedoch «keinen neuen Sachstand» bei der Bedrohungslage. Trotzdem verschärfte die Polizei in München die Sicherheitsmassnahmen rund um das Oktoberfest drastisch und nahm zwei Islamisten vorsorglich in Gewahrsam.

Bei der neuen Botschaft im Internet handelt es sich um eine 28 Minuten lange Audiodatei. Darin bezichtigt der Stellvertreter von Osama bin Laden, Ayman al Sawahri, unter anderem Merkel der Lüge im Zusammenhang mit dem Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan.

Er warf der Kanzlerin vor, «wie sie sich zu der Lüge erdreisten könne», dem Parlament zu sagen, der Einsatz diene der Stärkung von Frieden und Sicherheit. «Internationaler Frieden und Sicherheit werden nicht eher verwirklicht werden, bis ihr aus dem Land der Muslime abgezogen seid und aufgehört habt, euch in ihre Angelegenheiten einzumischen», sagte er.

Das Bundeskriminalamt (BKA) bestätigte nur, dass seit Sonntag eine neue Botschaft im Internet verbreitet werde, die derzeit ausgewertet werde. Vor der neuen Botschaft waren in den vergangenen gut zwei Wochen bereits mindestens fünf Terrordrohungen mit einem Deutschlandbezug aufgetaucht.

Sicherheitsgürtel um Oktoberfest

«Es gibt derzeit keinerlei konkrete Hinweise auf Anschlagspläne in Deutschland», betonte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Es gebe «keinen Grund, in Panik zu verfallen, aber es wäre auch nicht verantwortlich, die Drohungen einfach beiseite zu schieben».

Deswegen wurde rund um die Theresienwiese ein Sicherheitsgürtel mit scharfen Polizeikontrollen eingerichtet. Seit Sonntagabend dürfen nur noch Anwohner, Anlieger und Lieferanten des Oktoberfestes nach strengen Kontrollen in die Strassen in unmittelbarer Nähe zur Festwiese einfahren. Es wurden weitreichende Halteverbote erlassen. Auch gibt es nur noch einen zentralen, streng kontrollierten Taxi-Haltepunkt. Die Polizeistreifen in U- und S-Bahnhöfen wurden ebenfalls verstärkt.

Bei den Eingängen zur Festwiese wird die Polizei besonders die Kontrollen von Taschen und Rucksäcke verschärfen. Zusätzlich zu den bereits 400 eingesetzten Beamten wurden 300 weitere Polizisten angefordert. Aus Sorge vor einem Terroranschlag ist für das Oktoberfest bereits ein Überflugverbot erlassen worden.

Islamist hatte Kontakt zu Harrach

Bei den beiden Festnahmen vom Samstag handele es sich um einen «reinen Präventivgewahrsam», sagte Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer. Die Männer werden der islamistischen Szene zugeordnet. «Wir werfen ihnen keine Straftaten vor.» Trotzdem sollen sie bis zum Ende des Oktoberfestes am kommenden Sonntag in Haft bleiben.

Bislang wurde nach Angaben der Sicherheitsbehörden in zwei Drohvideos Bezug auf das grösste Volksfest der Welt genommen. So hatte der Bonner Terrorist Bekkay Harrach in einem Al-Kaida-Video das Oktoberfest genannt. Einer der festgenommenen Islamisten habe in der Vergangenheit persönlichen Kontakt zu Harrach gehabt, sagte Polizeipräsident Schmidbauer.

Keine schärferen Vorkehrungen in Stuttgart

Derweil will die Stuttgarter Polizei die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Cannstatter Volksfest nicht verstärken. Polizeisprecher Stefan Keilbach sagte, die deutlich erhöhte Präsenz von uniformierten Beamten der Bereitschaftspolizei sei ausreichend. Das Cannstatter Volksfest, das am Freitag begonnen hat und am 11. Oktober endet, ist nach dem Oktoberfest der zweitgrösste Rummel in Deutschland. (dapd)

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