Saddam wollte ins Exil - Bush wollte nicht
Einen Monat vor dem Einmarsch im Irak war Saddam Hussein offenbar bereit, das Land gegen Zahlung einer Milliarde Dollar freiwillig zu verlassen. Doch Bush lehnte ab.
Das berichtet die spanische Zeitung «El País». Sie veröffentlichte die Abschrift eines Gesprächs zwischen Bush und dem damaligen spanischen Permierminister Aznar, das am 22. Februar 2003 in Bushs Ranch in Texas stattfand. Neben den Briten waren die Spanier damals die engsten Verbündeten der Amerikaner. Am Gespräch teilgenommen haben sollen Condoleeza Rice sowie per Telefon der italienische Präsident Berlusconi.
Bush sagte demnach: «Die Ägypter sprechen mit Saddam Hussein. Er scheint bereit zu sein ins Exil zu gehen, wenn er eine Milliarde US-Dollar erhält sowie alle Papiere die er will über geheime Waffenprogramme.» Worauf Aznar fragte: «Besteht tatsächlich die Möglichkeit, dass Saddam Hussein ins Exil geht?» Bushs: «Ja, diese Möglichkeit besteht. Es ist auch wahrscheinlich, dass er getötet wird.»
Saddam bot also - gegen die freche Forderung einer Milliardenzahlung, die allerdings in Anbetracht der heutigen exorbitanten Kriegskosten lächerlich klein erscheint - einen freiwilligen Gang ins Exil an. Aznar versuchte den US-Präsidenten zu beschwichtigen und die UNO miteinzubeziehen. Doch Bush war bereits auf den Krieg gegen Irak fixiert, wie der Bericht von «El País» weiter aufzeigt.
Bush habe offen darüber gesprochen, Druck auf Mitgliedsstaaten des Sicherheitsrates auszuüben, um zu einer UN-Resolution zum Einmarsch im Irak zu gelangen. (Der frühere chilenische Präsident) «Lagos sollte wissen, dass das Freihandelsabkommen noch vom Senat abgesegnet werden muss und dass eine negative Haltung hierüber das Abkommen gefährden könnte.»
Doch auch wenn keine Resolution zustandekäme: «Wir werden Mitte März in Bagdad sein», soll Bush auf Aznars Ruf nach Geduld und nach einem international abgestimmten Einsatz gesagt haben. «Saddam Hussein wird sich nicht ändern und sein Spiel weiter treiben. Die Zeit ist gekommen um ihn loszuwerden. So sieht es aus.»
Am 20. März marschierte die «Koalition der Willigen», geführt von den USA im Irak ein. Saddam Hussein wurde am 13. Dezember 2003 gefasst und am 30. Dezember 2006 durch den Strang hingerichtet. Der Krieg soll allein die USA bislang 450 Milliarden Dollar gekostet haben.
Die spanische Zeitung stand der konservativen Regierung von José Maria Aznar stets kritisch gegenüber. Sie legte nicht offen, wie sie an das Geheimpapier gekommen ist.
Das Weisse Haus liess auf die Meldung und Fragen von Reportern verlauten, es gebe momentan «viele Gerüchte, was passiert ist und was nicht».