US-Wohlstand auf Pump

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US-Wohlstand auf Pump

Wer immer aus den US-Präsidentschaftswahlen als Sieger hervorgeht, startet mit einer schweren Bürde in die nächste Amtszeit. Die Gesamtverschuldung der US-Regierung beträgt 4,2 Billionen Dollar und weder Kerry noch Bush liefern Rezepte gegen die Rekordverschuldung.

Trotz eines kräftigen Wirtschaftsbooms haben die USA gerade das höchste Haushaltsdefizit aller Zeiten geschrieben. Die USA finanzieren ihren Wohlstand damit in wachsendem Masse auf Pump.

Das kräftige Wachstum hat am Arbeitsmarkt, der seit Bushs Amtsantritt im Januar 2001 den Verlust von 2,7 Millionen Jobs in der Industrie verkraften musste, nicht den erhofften Schub gebracht. Es entstehen weit weniger neue Stellen als in einem Aufschwung dieser Grössenordnung üblich.

Die massive Verlagerung von Jobs ins Ausland hinterlässt ihre Spuren. Nach einer Studie der Universitäten Cornell und Massachusetts wandern allein in diesem Jahr 400 000 Stellen in Staaten wie Mexiko, China oder Indien ab.

Bush wird damit der erste Präsident seit dem Ende der Weltwirtschaftskrise in den 30er Jahren sein, in dessen Amtszeit Arbeitsplätze verloren gehen.

Auch wer in den USA Arbeit hat, kann sein Leben damit oft nicht finanzieren. Denn gerade im Dienstleistungssektor, auf dem viele Hoffnungen ruhen, sind die Löhne oft niedrig.

Nach einer Studie der Casey-, Ford- und Rockefeller-Stiftungen lässt sich in 28 Millionen Jobs nicht genug verdienen, um eine vierköpfige Durchschnittsfamilie durchzubringen.

Grösster Schuldner der Welt

Die Gesamtverschuldung der Bundesregierung in Washington liegt mittlerweile bei 4,2 Billionen Dollar. Unter Bush wurde aus einem Haushaltsüberschuss ein nie dagewesenes Budgetloch von 413 Milliarden Dollar im gerade beendeten Finanzjahr.

Milliardenschwere Geldzuläufe aus dem Ausland müssen die Lücke schliessen. Die USA seien vom einst grössten Gläubiger zum grössten Schuldner der Welt geworden, «um Regierungsdefizite ohne absehbares Ende und den exzessiven Konsum der amerikanischen Verbraucher zu finanzieren», sagt Stephen Roach, Chefvolkswirt bei Morgan Stanley.

Zwar versichern sowohl Amtsinhaber Bush wie auch der Demokrat John Kerry, sie wollten das Haushaltsdefizit bis 2009 halbieren. Glaubwürdig scheinen vielen Experten diese Aussagen angesichts kostspieliger Wahlversprechen jedoch nicht.

Pläne von Kerry und Bush

So würden Kerrys Pläne, Steuern für Haushalte mit mehr als 200 000 Dollar pro Jahr zu erhöhen, aber die Belastung für den Mittelstand zu senken und die Gesundheitsvorsorge auszuweiten, die Gesamtverschuldung voraussichtlich um 1,1 Billionen Dollar vergrössern, sagt Josehph Abate von Lehman Brothers.

Bushs Ankündigung, die bisherigen Steuersenkungen zu verstetigen, würde demnach mit zusätzlichen 2,2 Billionen Dollar noch teurer werden.

(sda)

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