Kampf gegen Al KaidaUS-Geheimtruppe jagt Terroristen im Jemen
Schnelle US-Reaktion auf den vereitelten Anschlag von Detroit: Bei mehreren Angriffen im Jemen mit amerikanischer Beteiligung sollen zahlreiche Al-Kaida-Terroristen getötet worden sein, darunter sechs wichtige Anführer.

Mitglieder einer jemenitischen Anti-Terror-Einheit bei einer Übung.
Die geheimen Operationen im Jemen wurden von Präsident Barack Obama genehmigt, berichtet die «Washington Post» in ihrer Ausgabe vom Mittwoch. Sie fanden in den sechs Wochen seit dem vereitelten Anschlag auf ein US-Flugzeug statt. Der nigerianische Attentäter Umar Faruk Abdulmutallab hatte seine Ausbildung in einem Lager der «Al Kaida auf der arabischen Halbinsel» im Jemen erhalten.
Beteiligt waren laut «Washington Post» mehrere Dutzend Mitglieder einer Geheimtruppe zur Terrorbekämpfung namens Joint Special Operations Command (JSOC). Ihr Kommandant, Vizeadmiral William McRaven, soll kürzlich den Jemen besucht haben. Die US-Soldaten hätten nicht direkt an den Operationen teilgenommen, sie hätten aber bei der Planung geholfen und Waffen geliefert. Den jemenitischen Streitkräften seien hochsensible Geheimdienstinformationen zugänglich gemacht worden wie Überwachungssysteme, dreidimensionale Landkarten und Analysen des Al-Kaida-Netzwerks.
Die Beteiligung der USA an militärischen Operationen im Jemen ist eine heikle Angelegenheit. Ein direktes Eingreifen wäre im ärmsten arabischen Land äusserst unpopulär und könnte das Regime von Präsident Ali Abdullah Saleh destabilisieren. Dieser hatte sich deutlich gegen die Stationierung von US-Truppen ausgesprochen. Ein Regierungsmitglied bestätigte gegenüber der «Washington Post» die enge Zusammenarbeit im Kampf gegen Al Kaida, es gebe aber «klare Beschränkungen» beim US-Engagement.
Radikaler Prediger im Visier
Ein hochrangiges Mitglied der US-Regierung zeigte sich «sehr zufrieden mit dem Verlauf der Dinge». Bei mehr als zwei Dutzend Boden- und Luftangriffen sollen sechs der 15 wichtigsten Anführer von «Al Kaida auf der arabischen Halbinsel» getötet worden sein. Bei einem Luftangriff auf ein Treffen von Al-Kaida-Führern am 24. Dezember war auch der radikale Prediger Anwar al Awlaki, ein US-Staatsbürger, ins Visier geraten.
Er wurde offenbar nicht getötet, laut «Washington Post» jedoch in eine «Shortlist» von US-Bürgern aufgenommen, die von JSOC gefasst oder getötet werden sollen. Awlaki soll sowohl mit Umar Faruk Abdulmutallab Kontakt gehabt haben, als auch mit Nidal Malik Hasan, dem Amokläufer auf der US-Militärbasis Fort Hood. Der jemenitische Aussenminister Abubakr al Kirbi sagte letzte Woche, seiner Regierung wolle Awalki zur Aufgabe bewegen. Der radikale Prediger soll sich im Süden des Landes aufhalten.
Jemen fordert mehr Hilfe
Am Mittwoch findet in London eine internationale Konferenz zur Lage im Jemen statt. Im Vorfeld hat die Regierung des Landes von der internationalen Gemeinschaft mehr Hilfe gefordert. Sein Staat benötige «internationale Unterstützung, um die Infrastruktur aufzubauen, die Armut zu bekämpfen und gegen den Terror zu kämpfen», sagte Aussenminister Abubakr al Kirbi dem britischen Sender BBC. Er betonte aber, dass die Regierung in Sanaa keine ausländischen Truppen wolle, um gegen das Terrornetzwerk Al Kaida auf der arabischen Halbinsel vorzugehen. Amerikanische Stützpunkte auf jemenitischem Boden wären «unvorstellbar». Vertreter von 21 Ländern nehmen an der Konferenz am Nachmittag teil. US-Aussenministerin Hillary Clinton landete am Morgen in der britischen Hauptstadt. Zu dem zweistündigen Treffen ist auch der jemenitische Ministerpräsident Ali Mohammed Mudschawar angekündigt. (sda)