«Koalition der Willigen» bröckelt weiter

Aktualisiert

«Koalition der Willigen» bröckelt weiter

Mehr als 50 Staaten gehörten einst zur «Koalition der Willigen», wie George W. Bush die Unterstützer seiner Irak-Politik nannte. Heute fragt man sich allerdings, welche Freunde dem US-Präsidenten eigentlich geblieben sind.

Mit Truppen sind jedenfalls nur noch gut 20 Länder im Irak vertreten, und selbst von diesen ziehen sich einige nach und nach zurück. Wer den USA sonst noch in der einen oder anderem Form zur Seite steht, ist nirgendwo erfasst. Offenbar soll niemand genau wissen, wie stark die Koalition zerbröckelt.

Längst sprechen US-Strategen auch gar nicht mehr von einer «Koalition», denn dieses Wort impliziert eben mehr Einheit, als vor Ort tatsächlich vorhanden ist. Stattdessen macht nur noch der schlichte Begriff einer «multinationalen Einheit» die Runde. «Man akzeptiert, dass sich die Teilnehmerländer immer mehr zurückziehen», erklärt Daniel Goure, der während der ersten Amtszeit von Bush im Verteidigungsministerium tätig war. Damit hat sich wohl auch Pentagon-Chef Donald Rumsfeld abgefunden. Viele Mitglieder der Koalition betrachteten ihren Beitrag als abgeschlossen, sagte er unlängst vor dem Streitkräfteausschuss des Kongresses.

In einschlägigen Publikationen des Verteidigungsministeriums werden 28 Länder aufgeführt, die mit Truppen im Irak vertreten sein sollen. Diese Liste ist allerdings seit vergangenem Oktober nicht mehr aktualisiert worden. Was sich seitdem verändert hat, bleibt unklar. Dies mag vorteilhaft sein für Länder, die es gar nicht an die grosse Glocke hängen wollen, im welchem Ausmass sie die USA im Irak unterstützen.

Singapur etwa hat im vergangenen April offiziell 160 Soldaten aus dem Irak zurückbeordert. Gleichzeitig hat es aber ein Landungsboot mit 180 Mann in der Golfregion stationiert. Nach Angaben der US-Botschaft in Singapur bedeutet dies im Klartext, dass der Stadtstaat die «Koalition der Willigen» nicht verlassen hat. Von anderen Ländern wie Spanien, Honduras oder der Dominikanischen Republik weiss man indessen, dass sie hunderte Soldaten ersatzlos aus dem Irak abgezogen haben. Und weitere wollen folgen.

So haben etwa die Niederlande angekündigt, dass rund 1.600 Soldaten den Golfstaat vom kommenden Monat an nach und nach verlassen würden. Aussenminister Bernard Bot versicherte seiner US-Kollegin Condoleezza Rice allerdings, sein Land werde sein Engagement deshalb nicht einstellen. So seien 25 Offiziere zur Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte entsandt worden. Gerade auf diesem Gebiet wollen sich ja immer mehr Staaten der Europäischen Union und der NATO engagieren.

Änderungen bei Regierungswechsel

Die niederländischen Soldaten sollen von Australiern ersetzt werden, wie jetzt bekannt wurde. Die Regierung in Canberra gehört nach wie vor zu den engsten Verbündeten der USA und Grossbritanniens im Irak. Unsicherheiten gibt es indessen in Ländern, wo ein Regierungswechsel stattgefunden hat. Die Ukraine hat laut der letzten offiziellen Auflistung vom Oktober 2004 noch 1.600 Soldaten am Golf stationiert. Der neue Präsident Viktor Juschtschenko hat jedoch deren Abzug binnen der kommenden sechs Monate in Aussicht gestellt.

In der besagten veralteten Liste ist auch Portugal noch mit 120 Polizisten vertreten. Diese sind jedoch vor kurzem nach Hause zurückgekehrt. Und Polen hatte im vergangenen Oktober noch 2.400 Soldaten im Irak stationiert. 700 davon sollen das Land jedoch verlassen. Nach Angaben von Präsident Aleksander Kwasniewski bleiben sie allerdings zu Hause in Alarmbereitschaft, um im Notfall in den Irak zurückzukehren. Trotz alledem - von einer breit gefächerten «Koalition der Willigen» scheint kaum noch etwas übrig geblieben zu sein. (dapd)

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