Israel droht - Syrien schiesst zurück
Die syrische Luftabwehr hat israelische Kampfflugzeuge beschossen, die das Haus von Syriens Präsident Assad überflogen. Mit der Aktion wollte Israel offenbar Assad dazu bewegen, sich für die Freilassung des entführten Soldaten einzusetzen.
Die beiden Maschinen seien am Morgen nahe der Mittelmeerküste in syrischen Luftraum eingedrungen, berichtete das staatliche Fernsehen. Ein Vertreter des syrischen Innenministeriums sprach von einem «aggressiven Akt und einer Provokation». Die Flugabwehr habe das Feuer auf die Maschinen eröffnet, die daraufhin umgekehrt seien, hiess es weiter. Israel hatte zuvor mitgeteilt, Kampfflugzeuge seien über das Haus des syrischen Staatschefs Baschar Assad in der Hafenstadt Latakia hinweggeflogen. Offenbar solle Assad dazu gebracht werden, sich für die Freilassung eines von militanten Palästinensern verschleppten israelischen Soldaten einzusetzen. Es wird vermutet, dass der 19-jährige Korporal von einer Extremistengruppe festgehalten wird, die von Syrien unterstützt wird. Gemäss einem Bericht des israelischen Fernsehens war Assad zum Zeitpunkt des Überflugs zuhause.
Israel beschiesst Gebäude im südlichen Gazastreifen
Jerusalem Bei ihrer Offensive im Gazastreifen hat die israelische Luftwaffe am Mittwochabend einen Angriff auf die Ortschaft Chan Junis im Süden des Palästinensergebiets geflogen.
Kampfflugzeuge hätten ein Gebäude angegriffen, das als Waffenlager und Werkstatt zum Bau von Raketen gedient habe, sagte eine Sprecherin des Militärs. Nach palästinensischen Angaben schoss die israelische Armee zwei Raketen auf Chan Junis ab.
Militäreinsatz im nördlichen Gazastreifen steht bevor
Israel hat am Mittwochabend die Einwohner einer palästinensischen Ortschaft im nördlichen Gazastreifen dazu aufgerufen, ihre Häuser zu verlassen. Aus Armeekreisen verlautete, ein weiterer Militäreinsatz im Gazastreifen stehe bevor.
Die Luftwaffe verteilte entsprechende Flugblätter an die Menschen in Beit Lahija, wie aus Armeekreisen verlautete. Darin hiess es, dass in dem Gebiet ein Militäreinsatz bevorstehe. Wann dieser beginnen sollte, wurde nicht erwähnt.
Ein ranghoher Vertreter Israels bestätigte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP, Verteidigungsminister Amir Perez habe grünes Licht für die Fortführung der Offensive gegeben. Möglicherweise würden in den kommenden Stunden weitere Truppen in den Gazastreifen einrücken, sagte der Verantwortliche, der anonym bleiben wollte.
Grossoffensive lanciert
Mit Angriffen aus der Luft und zu Lande hatte Israel in der Nacht zum Mittwoch seine angekündigte Grossoffensive eingeleitet. Panzer, Transportfahrzeuge und Planierraupen stiessen mehrere Kilometer weit in den Süden des Gazastreifens vor, wo der am Sonntag verschleppte israelische Soldat vermutet wurde.
Die Luftwaffe zerstörte Strassen und Brücken im Zentrum des Autonomiegebiets und machte das Elektrizitätswerk im Flüchtlingslager Nusseirat, über das 70 Prozent des Stroms im Gazastreifen verteilt wird, dem Erdboden gleich.
Am Nachmittag bombardierten israelische Flugzeuge ein Trainingslager der radikalislamischen Hamas in Rafah. Israelische Soldaten besetzten auch das Gelände des Flughafens von Rafah.
Hamas für «Gefangenen-Austausch»
Die von der radikal-islamischen Hamas geführte Palästinenserregierung stellte sich derweil erstmals hinter die Forderungen der Entführer des Soldaten.
Diese hatten die Freilassung von in Israel gefangenen Palästinensern verlangt. Finanzminister Omar Abdel Rassak nannte die Forderung der Kidnapper am Abend «folgerichtig».
Vize-Ministerpräsident Nasser al-Schair verurteilte die israelische Militäroffensive nach einer Kabinettssitzung in Ramallah als «Staatsterrorismus» und verglich sie mit «Völkermord». Ministerpräsident Ismail Hanija schaltete nach eigenen Angaben den Sicherheitsrat der UNO ein.
Weitere Entführungen
Radikale Palästinenser verschleppten derweil angeblich zwei weitere Israelis. Die radikale Palästinensergruppe Volksbefreiungskomitees legte als Beleg für die Entführung eines 18- jährigen Israelis eine Kopie von dessen Personalausweis vor und drohte mit der Tötung der Geisel, sollte Israel die Armeeoffensive nicht beenden.
Die Al-Aksa-Brigaden, der militante Arm der Fatah von Präsident Abbas, erklärten, sie hätten im Westjordanland einen dritten Israeli aus Rishon Lezion südlich von Tel Aviv entführt.
«Recht auf Selbstverteidigung»
Die Europäische Union und UNO-Generalsekretär mahnten die Konfliktparteien derweil zur Mässigung. Dagegen bekräftigten die USA Israels Recht auf Selbstverteidigung.
Grundsätzlich habe Israel das Recht, sich selbst und das Leben seiner Bürger zu verteidigen, sagte der Sprecher von US-Präsident George W. Bush, Tony Snow.
Quelle: SDA/AP