Erzbischof will Scharia für England

Aktualisiert

Erzbischof will Scharia für England

Der Erzbischof von Canterbury hat mit dem Vorschlag, Teile der Scharia für Muslime in Grossbritannien als Rechtspraxis anzuerkennen, einen Sturm der Entrüstung ausgelöst.

Die Äusserungen von Rowan Williams, der das geistliche Oberhaupt von weltweit rund 80 Millionen anglikanischen Gläubigen ist, fachten am Freitag Debatten über die Integration von Muslimen in christlich geprägten Gesellschaften an.

Premierminister Gordon Brown und zahlreiche andere Politiker gingen auf Distanz zum Kirchenführer. Die britische Gesetzgebung werde «stets auf britischen Werten beruhen», erklärte der Regierungschef.

Dass Muslime Vorschriften der Scharia beachten wollen, könne «weder als Rechtfertigung für Verstösse gegen englisches Recht gelten, noch dürfen Scharia-Grundsätze bei der Lösung von Streitfragen vor Zivilgerichten anerkannt werden».

Rowan Williams hatte es am Donnerstag in einem Interview der BBC überraschend als «unvermeidlich» bezeichnet, dass Elemente der Scharia im britischen Zivilrecht anerkannt werden.

«Konstruktive Adaption»

Durch eine «konstruktive Adaption» von Scharia-Elementen könnten zum Beispiel muslimischen Frauen westliche Ehescheidungsregeln erspart werden. Dabei gehe es natürlich nicht darum, «Unmenschlichkeiten» der Gesetzespraxis in einigen islamischen Ländern in den Westen zu übertragen.

Dazu erklärte der Direktor der britischen Organisation «Christian Voice», Stephen Green: «Wenn Muslime unter der Scharia- Gesetzgebung leben wollen, dann haben sie jederzeit die Freiheit, in Länder auszuwandern, in denen die Scharia angewandt wird.»

Muslime geteilter Meinung

Bei den rund 1,7 Millionen in Grossbritannien lebenden Muslimen wurde der Vorstoss des Erzbischofs unterschiedlich aufgenommen. Es sei richtig, auch für im Westen lebende Muslime im Zivilrecht Vorschriften der Scharia anzuwenden, erklärte der Direktor der um die Verbreitung des Islam bemühten Rahmadan Foundation, Mohammed Shafiq.

Dagegen sagte die muslimische Abgeordnete der Konservativen Partei, Sayeeda Warsi, es dürfe auf keinen Fall «zwei verschiedene Gesetzessysteme mit Wahlmöglichkeit» geben.

(sda)

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