Krieg in GazaTote Kinder, überfüllte Spitäler
Es gebe keine humanitäre Krise im Gaza-Streifen, behauptet die israelische Regierung. Die aus dem Kriegsgebiet erhältlichen Informationen zeigen ein anderes Bild. Vor allem in den Spitälern ist die Situation prekär.
Am Samstag sind israelische Truppen im Gaza-Streifen einmarschiert. Seither liefern sich die Soldaten heftige Gefechte mit Hamas-Kämpfern. Den Preis zahlt die Zivilbevölkerung in einem der am dichtest besiedelten Gebiete der Welt. Informationen aus dem Kriegsgebiet sind nicht leicht zu erhalten. Israel lässt ausländische Journalisten nicht nach Gaza einreisen, ihre Berichte unterliegen zudem der Militärzensur.
Dennoch gelangen immer wieder Informationen nach draussen. Sie lassen zumindest Zweifel aufkommen an der Behauptung der israelischen Regierung vom Sonntag, es gebe «keine humanitäre Krise in Gaza». Gemäss einem von israelischen Menschenrechtsgruppen betriebenen Blog ist jedoch die Strom- und Wasserversorgung in weiten Teilen des Gaza-Streifens zusammengebrochen. In der Stadt Gaza etwa gibt es überhaupt keinen Strom mehr, auch nicht in den Spitälern.
Dies wird durch Augenzeugenberichte auf britischen Newssites wie «BBC» und «Guardian» bestätigt. Man habe seit drei Tagen keinen Strom mehr und auch kein Wasser im Haus, berichtet etwa Muhammad Abushaban aus der Stadt Gaza. Das Mobiltelefon-Netz übertrage nur noch ein schwaches Signal. Auch das Festnetz ist gemäss anderen Berichten weitgehend lahm gelegt. Nahrungsmittel scheint es noch zu geben, doch die Versorgung wird nach Angaben von Hilfswerken zunehmend erschwert.
Dreimal mehr Verwundete
Bereits jetzt prekär ist die medizinische Versorgung. Die hohe Zahl der Verwundeten hat die Spitäler an die Grenzen ihrer Belastungsfähigkeit gebracht. Im Schifa-Spital, dem wichtigsten Krankenhaus der Stadt Gaza, habe man seit Beginn der Bodenoffensive dreimal mehr Fälle gehabt als zuvor, sagte der norwegische Arzt Erik Fosse auf CNN. Die meisten seien Zivilisten, viele davon Kinder. Er schätzt, dass bislang etwa 100 Kinder getötet wurden. Nach Angaben des schweizerischen Hilfswerks Terre des hommes sind es mehr als 70.
«Wir haben in den Korridoren operiert, die Patienten lagen überall, einige starben, bevor sie behandelt werden konnten», sagte Fosse. Sein Landsmann und Kollege Mads Gilbert sagte der «New York Times», er habe in vielen Konfliktgebieten gearbeitet, aber so schlimm sei es nirgends gewesen. Es fehle an allem, und wie überall in Gaza gingen die knappen Treibstoffvorräte zur Neige – ein gravierendes Problem, da auch das Schifa-Spital keinen Strom mehr hat und mit Generatoren arbeiten muss.
Die Verletzungen seien häufig massiv. «Ich weiss nicht, welche Waffen Israel einsetzt, es gibt so viele Amputationen», sagte der Krankenpfleger Ziad Abd el Jawwad der «New York Times». Damit gibt es jenen Gerüchten Nahrung, wonach Israel in Gaza unter anderem Cluster-Bomben und Phosphor-Munition einsetzt.
Krieg im Cyberspace
Sie kursieren vor allem in der Blogosphäre – dort wird der Konflikt in den virtuellen Raum getragen. Die Einträge sind mit Vorsicht zu geniessen, doch sie erlauben Einblicke etwa in die psychologische Kriegsführung der Israelis. So berichtet eine in den USA lebende Palästinenserin, ihr Vater in Gaza haben einen Roboteranruf erhalten, sich von Hamas abzuwenden und aufzugeben. Andere berichten von Flugblättern mit der Aufforderung, Israel mit Informationen über die Hamas und ihre Raketenstellungen zu versorgen.
Ungeachtet davon bleibt die Versorgungslage in Gaza schwierig. Gemäss einem Bericht von CNN waren am Sonntag 25 Lastwagen mit vorwiegend medizinischen Hilfsgütern an der Grenze von Ägypten nach Gaza blockiert, weil das Wachtpersonal auf der palästinensischen Seite seinen Posten verlassen habe.
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