«Gorgon Stare»Neue Super-Drohne für US-Luftwaffe
Unbemannte Drohnen spielen eine immer wichtigere Rolle in den Kriegen der USA. Das neueste Modell ist mit mehreren Kameras bestückt und kann eine ganze Stadt überwachen.

Das neue Überwachungssystem «Gorgon Stare» der US-Luftwaffe kommt diesen Winter erstmals in Afghanistan zum Einsatz. (Bild: US-Militär)
In der griechischen Mythologie waren Gorgonen Schreckgestalten, deren stechender Blick jeden zu Stein erstarren liess, der sie anblickte. In der Gegenwart sind sie die neueste Waffe der USA gegen die Taliban. In diesem Winter wird das neue Überwachungssystem «Gorgon Stare» (Gorgonen-Blick) laut «Washington Post» erstmals in Afghanistan zum Einsatz kommen. Es soll in der Lage sein, die Bewegungen in einer ganzen Stadt aufzunehmen und in Echtzeit als Video zu übermitteln.
Das System besteht aus einer unbemannten Drohne, auf der neun Videokameras montiert sind, die einen Umkreis von maximal vier Kilometer abdecken. Die Aufnahmen können live von Soldaten vor Ort oder von Analysten irgendwo auf der Welt empfangen werden. In den Worten von Generalmajor James O. Poss von der US-Luftwaffe: «Gorgon Stare überwacht eine ganze Stadt, also weiss der Gegner nicht, was wir genau ansehen. Tatsächlich aber sehen wir alles.»
Mehrere Ziele gleichzeitig verfolgen
Heutige Modelle verfügen über eine einzige Kamera, die maximal ein oder zwei Gebäude erfasst. Irgendwo auf einem Stützpunkt sitzen Analysten, die während Stunden auf den Bildschirm starren und darauf warten, dass sich etwas bewegt. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass sich tatsächlich etwas bewegt – aber nicht dort, wo die Kamera gerade filmt. Ein Rate- und Glücksspiel, das entsprechend oft erfolglos bleibt.
Das soll «Gorgon Stare» nun ändern und die Aufklärung damit entscheidend verbessern. Drohnen werden häufig eingesetzt, um ein Fahrzeug zu verfolgen oder über einem Gebäude zu schweben, aus dem Rebellen in alle Richtungen fliehen. Bisher verlor die Armee solche Ziele aus den Augen, wenn diese sich zu schnell bewegten oder abrupt ihre Richtung änderten. Neun Kameras zu entfliehen ist ungleich schwieriger. In der Theorie können zwölf Rebellen aus einem Gebäude in zwölf verschiedene Richtungen fliehen und das neue System wird den Weg jedes einzelnen verfolgen.
Faktor Mensch bleibt entscheidend
Soweit die Theorie, in der Realität bleibt allerdings eine grosse Schwierigkeit: «Gorgon Stare» liefert eine Flut von Bildern, die Analysten auswerten und mit Kontext anreichern müssen, bevor sie ein Soldat auf dem Feld sinnvoll verwenden kann. Das US-Militär ist sich bewusst, dass zu diesem Zweck auch die Aufklärung auf dem Boden verbessert werden muss. Denn auch die besten Bilder aus der Luft sind wertlos ohne das Verständnis, wie die lokale Bevölkerung «unten» denkt und funktioniert. Dass die US-Armee diesbezüglich in Afghanistan Probleme bekundet, ist bekannt.
Drohnen werden zu einem immer wichtigeren Bestandteil der amerikanischen Kriegsführung. Ihre Einsätze in Afghanistan haben sich laut Angaben der US-Luftwaffe seit 2009 vervierfacht. Und bevor «Gorgon Stare» überhaupt zum ersten Mal aufsteigt, arbeiten die USA bereits an einem Nachfolgemodell mit 92 Kameras. Es trägt den klingenden Namen «Argus», der natürlich auch der griechischen Mythologie entstammt und ein riesiges Ungeheuer mit 100 Augen bezeichnet.
Eine Drohne vom Typ «Predator» der US-Luftwaffe feuert auf Rebellen in Afghanistan: