Aussenminister wegen Chávez-Rede schikaniert?
Peinliche Szenen am New Yorker John F. Kennedy- Flughafen: US-Sicherheitsbeamte haben den venezolanischen Aussenminister Nicolas Maduro nach dessen Aussagen mehr als anderthalb Stunden festgehalten.
Er sei auf seiner Heimreise von der UNO-Vollversammlung schikaniert und bedroht, sein Pass und sein Fluckticket seien eingezogen worden, berichtete Maduro anschliessend vor Journalisten in New York.
Nach seinen Aussagen verschlimmerte sich die Situation auf dem Flughafen, nachdem er sich als Venezuelas Chefdiplomat zu erkennen gegeben habe. «Sie fingen an, mich zu beschimpfen und zu schreien. Dann brachten sie einen Polizisten (..) und begannen uns zu bedrohen.»
Erst eine Delegation unter Leitung des venezolanischen UNO- Botschafters Francisco Arias Cardenas habe ihn wieder freibekommen.
Scharfe Proteste
Der Aussenminister sprach von einer «beschämenden Situation» und protestierte scharf gegen seine Behandlung. Er warf der US- Regierung vor, internationales Recht zu missachten. UNO- Generalsekretär Kofi Annan habe bereits ein Team von Anwälten auf den Vorfall angesetzt.
Nachdem die US-Regierung Maduros Berichte zuerst bestritten hatte, entschuldigte sich das US-Aussenministerium später beim Minister und der Regierung in Caracas. Sprecher Gonzalo Gallegos bedauerte den «Zwischenfall».
Reaktion auf Rede?
Venezuelas Vize-Präsident José Vicente Rangel bezeichnete die Behandlung des Ministers als einen «unerhörten Angriff». Er hielt den Zwischenfall für eine Reaktion der US-Behörden auf die Verbalattacke von Staatschef Hugo Chávez am vergangenen Mittwoch auf US-Präsident George W. Bush.
Dagegen sagte Chávez, Maduro sei offenbar unter dem Verdacht festgenommen worden, dass er an seinem fehlgeschlagenen Putsch vom 4. Februar 1992 gegen den damaligen venezolanischen Präsidenten Carlos Andrés Pérez teilgenommen habe.
Vermutlich stehe Maduro auf der Liste des 4. Februars, sagte der frühere Putschistenführer dem venezolanischen Fernsehen. Doch habe Maduro mit der Rebellion nichts zu tun. (sda)