TV-DokumentationRot-Kreuz-Symbol vorsätzlich missbraucht
Neu aufgetauchte Bilder zur Befreiungsaktion von Ingrid Betancourt weisen auf den vorsätzlichen Missbrauch des IKRK- Symbols durch die kolumbianische Armee. Sie widersprechen der von Präsident Alvaro Uribe verbreitete Version der Ereignisse.
Der kolumbianische Fernsehsender RCN verbreitete am Montagabend das bislang unveröffentlichte Filmmaterial. Dabei war zu sehen, wie einer der beteiligten Soldaten bereits vor Beginn der eigentlichen Befreiungsaktion am 2. Juli ein Hemd mit dem IKRK-Symbol trug.
Damit stieg er in den Helikopter, der ihn in das von den FARC- Rebellen kontrollierte Gebiet brachte. Die kolumbianische Regierung hatte im Juli Meldungen über die missbräuchliche Verwendung des Symbols des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) zunächst zurückgewiesen.
Präsident Uribe räumte dann Mitte Juli ein, einer der beteiligten Retter habe sich aufgrund «grosser Nervosität» beim Anblick der vielen Guerilleros ein entsprechendes Hemd übergestreift.
Doch bewaffnet
Die nun ausgestrahlten Fernsehbilder unterstützten diese Behauptung allerdings nicht. Der mit dem IKRK-Symbol getarnte Soldat liess sich darüber hinaus bereitwillig mit anderen Rettern fotografieren.
Der Sender zeigte zudem Bilder von mindestens einem Mitglied der kolumbianischen Streitkräfte, das im Besitz einer Handfeuerwaffe war. Die kolumbianische Armee hatte bislang die Version verbreitet, alle an der Aktion beteiligten Soldaten seien unbewaffnet gewesen.
Am 2. Juli waren die ehemalige kolumbianische Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt sowie 14 weitere Geiseln nach jahrelanger Geiselhaft aus der Hand der FARC-Rebellen befreit worden.
Embleme respektieren
Für den Missbrauch des Enblems hat sich die kolumbianische Regierung beim IKRK entschuldigt. Zum neuen Bildmaterial wollte sich das IKRK am Dienstag nicht äussern.
Zuerst müsse die Delegation in Kolumbien die Bilder sichten, sagte Sprecherin Anna Schaaf in Genf auf Anfrage. Sie wiederholte aber die Notwendigkeit, die Embleme des IKRK unter allen Umständen zu respektieren.
Mutmassliche FARC-Kontakte
Die kolumbianischen Behörden setzen ihr Vorgehen gegen Personen fort, welche verdächtigt werden Verbindungen zur linksgerichteten FARC-Guerilla zu unterhalten.
So lud die Justiz des Landes einen Journalisten des lateinamerikanischen Nachrichtensenders TeleSur vor, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Gemäss der Staatsanwaltschaft weisen E-Mail-Dateien, die Anfang März in Ecuador beim tödlichen Angriff der kolumbianischen Armee auf den Vize-Chef der FARC, Raúl Reyes, beschlagnahmt wurden, auf eine Komplizenschaft des Reporters William Parra mit den Rebellen hin.
Der frühere Pressechef unter dem zwischen 1994 und 1998 amtierenden Präsidenten Ernesto Samper bestreitet, «Mitglied oder Sympathisant der FARC» zu sein.
Die Staatsanwaltschaft in Bogotá stützt ihre Vorwürfe gegen den Schweizer Vermittler Jean-Pierre Gontard, der FARC nahe zu stehen, ebenfalls auf Unterlagen von Reyes. Das EDA wie auch Gontard bestreiten die Vorwürfe.
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(sda)