Olympische Spiele: Promis laufen der Eröffnungsfeier davon
Der britische Premierminister Gordon Brown wird nicht an der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Peking teilnehmen. Nicolas Sarkozy und George W. Bush lassen die Tür für einen möglichen Boykott offen. China droht ein Prestigeverlust.
Eröffnungsfeiern sind mehr als die Parade der Athleten, das Entzünden des Feuers oder das Ablegen des olympischen Eids. Sie dienen den Veranstaltern als Plattform, um sich vor hunderten von Millionen Fernsehzuschauern weltweit in bestem Licht zu präsentieren. Entsprechend aufwändig fällt die Selbstdarstellung aus. Gerade die Chinesen mit ihrem ausgeprägten Nationalstolz dürften sich mit viel Brimborium in Szene setzen.
Einen ersten Rückschlag mussten die Organisatoren jedoch bereits im Februar hinnehmen, noch vor den Protesten in Tibet. Hollywood-Regisseur Steven Spielberg zog sich als künstlerischer Berater der Eröffnungsfeier zurück, um gegen Chinas Verwicklung in den sudanesischen Darfur-Konflikt zu protestieren. China kauft Öl im Sudan und liefert im Gegenzug Waffen, die in der Region Darfur gegen die Bevölkerung eingesetzt werden.
Merkel macht nicht mit
Nun droht den Organisatoren der Spiele weiteres Ungemach: Der Eröffnungsfeier laufen die prominenten Gäste davon. Noch im Februar hatte Jacques Rogge, der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), erklärt, man erwarte zahlreiche Staats- und Regierungschefs zur Zeremonie, darunter George W. Bush, Angela Merkel und Nicolas Sarkozy. Doch nach dem Aufflammen der Tibet-Krise hat die deutsche Bundeskanzlerin bereits erklärt, sie werde nicht teilnehmen - und habe dies ohnehin nie geplant.
Nun spring der nächste ab: Der britische Premierminister Gordon Brown kündigte am Mittwoch an, er werde der Feier fernbleiben. Auch in seinem Fall betonte eine Sprecherin, er habe eine Teilnahme «nie geplant» und wolle die Spiele auch nicht boykottieren. Allerdings hatte Brown noch Ende März beim Besuch des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy erklärt, dass «Grossbritannien an den Zeremonien der Spiele teilnehmen wird». Seine Lage ist insofern heikel, als die nächsten Sommerspiele 2012 in London stattfinden werden und sein Land in China deshalb nicht einfach durch Abwesenheit glänzen sollte. Gordon Brown hat denn auch betont, er werde zumindest an der Schlussfeier teilnehmen.
Ebenfalls in einer schwierigen Lage ist Nicolas Sarkozy. Frankreich übt im zweiten Halbjahr 2008 die Präsidentschaft der Europäischen Union aus. Sarkozy wäre in Peking demnach nicht nur Vertreter seines Landes, sondern der gesamten EU. Trotz des Drucks der in Frankreich besonders lautstarken Menschenrechtler will er sich «alle Optionen offen halten».
Druck auf Bush wächst
Fest gerechnet wurde dagegen mit der Teilnahme von US-Präsident George W. Bush. Doch auch er kann sich den Protesten nicht länger verschliessen. An einer Kundgebung vor dem Fackellauf in San Francisco forderten ihn Hollywoodstar Richard Gere und der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu zum Boykott der Feier auf, und auch die demokratischen Präsidentschaftsbewerber Hillary Clinton und Barack Obama verlangten, Bush solle eine Absage zumindest in Erwägung ziehen.
«Wenn China keine Schritte einleitet, um den Völkermord in Darfur zu beenden und die Würde, Sicherheit und Menschenrechte des tibetischen Volks zu respektieren, sollte der Präsident die Eröffnungsfeier boykottieren», sagte Obama am Mittwoch. Bushs Pressesprecherin Dana Perino erwiderte darauf, dass noch nichts entschieden sei. Zwar plane der Präsident weiter eine Teilnahme an den Spielen, sein Terminplan sei aber noch nicht klar. Als möglicher Ausweg wird erwogen, dass Bush der Eröffnungsfeier fernbleibt und dafür einzelne Wettkämpfe besucht.
«Sports for Human Rights»
Auch für die Sportler stellt sich zunehmend die Gewissensfrage. Sie wird vor allem in Deutschland intensiv diskutiert. Eine Fechterin hat bereits angekündigt, sie wolle die Eröffnungsfeier boykottieren. Andere denken über Protestaktionen nach, doch die olympische Charta verbietet jede Form von politischer Propaganda. Einen möglichen Ausweg zeigt die Aktion «Sports for Human Rights». Sie vertreibt blau-grüne Silikonarmbänder mit besagtem Slogan und erinnert daran, dass China bei der Vergabe der Spiele die Beachtung von Menschenrechten und Pressefreiheit zugesagt habe. Stefan Pfannmöller, Bronzemedaillengewinner im Kanuslalom 2004 und Initiant der Aktion, sagte gegenüber dem «Tagesspiegel», die Aktion stosse auf «sehr grosse Resonanz». Bereits hätten einzelne deutsche Olympiateilnehmer zugesagt, das Armband tragen zu wollen.