Streit um GeburtIst Obama kein Amerikaner?
Seit ein US-Soldat den Marschbefehl nach Afghanistan verweigerte, ist die Debatte neu entflammt, ob Barack Obama in den USA geboren wurde und damit zu Recht Präsident ist. Auch republikanische Politiker mischen mit.
Das Thema galt mit Obamas Wahl als erledigt. Doch Mitte Juli reichte Stefan Frederik Cook, ein Major der Reserve, vor einem Gericht in Georgia Klage gegen seinen Marschbefehl nach Afghanistan ein mit der Begründung, Barack Obama sei nicht in den USA geboren und damit nicht der rechtmässige Oberkommandierende der US-Streitkräfte. Das Gericht gewährte dem renitenten Soldaten eine Anhörung, worauf die Armee den Marschbefehl zurückzog.
Für diesen Entscheid wie auch für den «Drückeberger» gab es heftige Kritik. doch die Verschwörungstheoretiker jubilierten, allen voran Cooks Anwältin Orly Taitz. Die Kalifornierin gilt als Wortführerin einer Bewegung, die als «Birther» bezeichnet wird und Barack Obama als nicht legitimen Präsidenten betrachtet. Er sei nicht auf Hawaii, sondern in Kenia geboren, der Heimat seines Vaters, und damit kein amerikanischer Staatsbürger. Die Urkunde, die seine Geburt am 4. August 1961 in Honolulu bestätigt, sei gefälscht.
Beweise oder auch nur Indizien haben die «Birther» keine. Im Gegenteil: Die überparteiliche Organisation FactCheck hatte bereits während des Wahlkampfs die Geburtsurkunde geprüft und ein eindeutiges Fazit gezogen: «Der Beweis ist klar: Barack Obama wurde in den USA geboren.» Ausserdem hatten zwei Zeitungen in Honolulu im August 1961 Anzeigen veröffentlicht, in denen die stolzen Eltern «Mr. & Mrs. Barack H. Obama» die Geburt ihres Sohnes am 4. August verkündeten.
Republikaner ausgebuht
Vor Gericht wurden zudem sämtliche Klagen gegen Obamas Wahl abgeschmettert. Das kümmert die kleine, aber lautstarke Rechtsaussen-Gruppe nicht, sie fühlt sich im Aufwind, und das bekommen vor allem republikanische Politiker zu spüren. Der Kongressabgeordnete Mike Castle aus Delaware wurde an einem öffentlichen Auftritt ausgebuht, nachdem er erklärt hatte, Obama sei «ein Bürger der Vereinigten Staaten».
Seither fürchten Republikaner, ihnen könnte in den Parlamentsferien im August Ähnliches widerfahren. Zwar bekennt sich niemand offen zu den «Birthers», aber einige vollführen einen Eiertanz. Am weitesten ging Senator James Inhofe aus Oklahoma, der gemäss der Website «Politico» sagte, die «Birther» hätten «einen Standpunkt, den ich nicht entmutige». Zehn Abgeordnete reichten zudem eine Gesetzesvorlage ein, die verlangt, dass künftige Präsidentschaftskandidaten eine Geburtsurkunde präsentieren.
Hawaii bestätigt Obamas Geburt
Längst hat die bizarre Kontroverse die Medien erfasst, weshalb sich die Behörden von Hawaii am Montag zu einer Stellungnahme gezwungen sahen: Man habe die Unterlagen erneut geprüft und könne bestätigen, «dass Präsident Obama in Hawaii geboren wurde». Die Demokraten lancierten zudem den Gegenangriff in Form einer Resolution zum 50. Jahrestag von Hawaiis Ernennung zum 50. Bundesstaat der USA am 21. August 1959. Darin werden die Errungenschaften des Staates gewürdigt, unter anderem, «dass der 44. Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama, in Hawaii geboren wurde».
Die Resolution wurde am Montag im Repräsentantenhaus einstimmig angenommen, also auch von den Republikanern. Die «Birther» werden trotzdem keine Ruhe geben. Anwältin Orly Taitz drohte gemäss «Politico» den Parlamentariern, sie sollten «zurücktreten oder abgewählt werden, falls sie nicht den Mumm haben, für die Verfassung und dieses Land einzustehen».