Gordon Brown tritt zurück

Aktualisiert

Reaktion auf WahlschlappeGordon Brown tritt zurück

Der britische Premier kündigt seinen Rücktritt als Labor-Parteichef auf Herbst an. Damit ebnet er den Weg für Koalitionsverhandlungen mit den Liberaldemokraten.

Vier Tage nach den Parlamentswahlen hat der britische Premierminister Gordon Brown seinen Rücktritt als Parteichef angekündigt. Der 59-Jährige sagte am Montag in London, er wolle damit den Weg für Koalitionsgespräche zwischen seiner Labour- Partei und den Liberaldemokraten freimachen.

«Ich habe nicht die Absicht, länger in meiner Position zu bleiben, als es nötig ist, um den Weg zum Wirtschaftswachstum zu sichern und den Prozess der politischen Erneuerung voranzubringen», sagte Brown. Es sei im Interesse des ganzen Landes, eine «fortschrittliche Koalition» zu bilden.

Das war ein Richterspruch

Er werde den Posten als Parteivorsitzender bis zum Herbst niederlegen, kündigte Brown an. Der Grund für seinen Rücktritt sei, dass bei den Wahlen am Donnerstag keine der Parteien und kein Parteiführer die volle Unterstützung des Landes bekommen habe. «Als Chef meiner Partei muss ich akzeptieren, dass das ein Richterspruch war.» Er werde ausserdem die Labour-Partei bitten, den Prozess zur Auswahl seines Nachfolgers in Gang zu setzen. Ein Nachfolger sollte bis zum Parteitag im September gefunden werden, sagte Brown.

Brown hatte die Ämter des Premiers und Parteichefs 2007 von Tony Blair übernommen, hatte sich allerdings nie der Wahl durch das Volk stellen müssen. Innerhalb der Partei wurde die Ankündigung Browns positiv aufgenommen.

Formelle Gespräche mit Liberaldemokraten

Brown erklärte weiter, der Parteichef der Liberaldemokraten Nick Clegg habe ihm gegenüber den Wunsch geäussert, neben den weiterhin laufenden Verhandlungen mit den Konservativen nun auch formelle Gespräche mit Labour aufzunehmen. Er wolle alles daran setzen, diese Verhandlungen zu einem schnellen Abschluss zu bringen. Die Liberaldemokraten bestätigten am Abend, dass sie parallele Verhandlungen mit den Tories und Labour führen wollten. Laut einem BBC-Bericht hatten sich Clegg und Brown am Montag getroffen.

Die beiden Parteien stehen sich programmatisch näher als die Tories und die Liberaldemokraten. Clegg hatte jedoch immer wieder betont, es werde mit der Labour-Partei keine Zusammenarbeit geben, sollte Brown Parteichef bleiben. Laut BBC gab es auch am Wochenende Kontakte mit Vertretern beider Parteien. Die Liberaldemokraten hatten am Wochenende gleichzeitig Gespräche mit den Konservativen geführt.

Hoffen auf baldigen Durchbruch

Am Montag hofften die Konservativen deswegen noch auf einen baldigen Durchbruch bei den Gesprächen über eine Regierungszusammenarbeit. Die Gespräche verliefen «gut», sagte der Konservative William Hague in London, wo die Gespräche zwischen den beiden Parteien in eine neue Runde gingen. Er sei «optimistisch», dass es schon bald weitere Fortschritte geben werde. Clegg, sagte, die Politiker arbeiteten «rund um die Uhr» daran, eine schnelle, aber beständige Einigung zu erzielen.

Die Tories unter ihrem Chef David Cameron waren aus den Wahlen als stärkste Kraft hervorgegangen, hatten die für eine alleinige Regierungsbildung erforderliche absolute Mehrheit aber verfehlt. Sie kamen auf 306 Sitze, für eine absolute Mehrheit wären 326 Sitze nötig gewesen. Die seit 13 Jahren regierende Labour-Partei holte 258 Sitze. Die Liberaldemokraten holten 57 Sitze. (dapd)

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