Frankreich wütend auf Scharon
Frankreichs Regierung hat einen Aufruf des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon an die französischen Juden kritisiert, das Land sofort zu verlassen.
Sie bezeichnete die Äusserungen Scharons als inakzeptabel und forderte eine Erklärung.
Paris habe unverzüglich Kontakt mit den israelischen Behörden aufgenommen, um eine Erklärung für «diese inakzeptablen Bemerkungen» zu verlangen. Dies sagte ein Sprecher des französischen Aussenministeriums am Sonntag. Jüdische Vertreter in Frankreich wiesen Scharons Appell entschieden zurück.
Scharon hatte bei einer Rede in Jerusalem von «dem wildesten Anti-Semitismus» in Frankreich gesprochen, dabei der französischen Regierung jedoch bescheinigt, gegen Judenfeindlichkeit vorzugehen. Wenn er seinen Brüdern in Frankreich einen Rat geben müsse, werde werde er ihnen sagen: «Zieht nach Israel, sobald wie möglich», sagte Scharon.
Das sage er Juden auf der ganzen Welt, aber in Frankreich sei es ein Muss und sie müssten sofort umziehen. Scharon fordert regelmässig Juden in aller Welt auf, nach Israel umzusiedeln.
Ein Sprecher Scharons betonte später dessen Lob für die Anstrengungen der französischen Regierung im Kampf gegen die Judenfeindlichkeit. Diese gehe darauf zurück, dass es eine grosse Zahl von Moslems in Frankreich gebe, die Israel gegenüber feindlich eingestellt seien.
Die Äusserungen Scharons erfolgten zu einem Zeitpunkt, da sich rassistische und anti-jüdische Taten in Frankreich häufen. Mit 135 Straftaten sowie 375 Drohungen überstieg die Zahl der antisemitschen Straftaten zur Jahresmitte bereits die Gesamtbilanz des Vorjahres. In Frankreich leben 600 000 Juden und fünf Millionen Moslems.
(sda)