Chodorkowski«Russland schaufelt sich sein eigenes Grab»
Der russische Strafvollzug «legitimiert Gewalt» und sei von «Schweinehunden» durchsetzt, schreibt der inhaftierte Ex-Ölmanager Michail Chodorkowski in einem Zeitungsartikel.
Ungeachtet der Reformversprechen von Kremlchef Dmitri Medwedew herrschen in Russlands Justiz aus Sicht Chodorkowskis weiter Gewalt und Willkür. «Das verbrecherische Fliessband der Justiz zerstört jedes Jahr die Würde und das Schicksal tausender Menschen und produziert damit eine gewaltige Menge, die es hasst», schrieb der Kremlkritiker und einstige Chef des zerschlagenen Ölkonzerns Yukos in einem Beitrag für die Zeitung «Nesawissimaja Gaseta» vom Mittwoch.
Der Beitrag erschien kurz vor der Eröffnung des Falls Yukos im Gerichtshof für Menschenrechte. Die Richter in Strassburg prüfen ab Donnerstag, ob der russische Staat bei der Zwangsversteigerung von Yukos die Rechte der Eigentümer verletzt hat. Das Verfahren umfasst eine Klagesumme von knapp 100 Milliarden Dollar.
Seit 2003 in Haft
«Wahrheitsfindung gehört nicht zu den Zielen der russischen Justiz. Auch die in der Verfassung verankerte Unschuldsvermutung ignoriert sie», schrieb Russlands bekanntester Häftling in dem ganzseitigen Beitrag. Der russische Staat begreife nicht, dass er sich durch Gewalt sein eigenes Grab schaufle.
Der russische Strafvollzug «legitimiert Gewalt» und sei von «Schweinehunden» durchsetzt, schrieb der 46-Jährige weiter. Chodorkowski war 2003 festgenommen worden und sitzt nach dem Schuldspruch von 2005 eine achtjährige Haftstrafe wegen Steuerbetrugs ab. In einem Prozess wegen Geldwäscherei drohen ihm 22 weitere Jahre Gefängnis.
(sda)