Die Suche hat begonnenWer hat die Haider-Millionen?
Der Skandal um die geheimen Konten von Jörg Haider geht in eine weitere Runde. Drei Männer waren zeichnungsberechtigt – darunter ein äusserst zwielichtiger.

Wer hat Haiders Millionen? Josef Moser (links) und Karl-Heinz Petritz (Mitte) dementierten, etwas damit zu tun zu haben. Gerald Mikscha war für eine Stellungsnahme nicht erreichbar.
Der Fall um die angeblich verschwundenen Haider-Millionen avanciert zum österreichischen Sommerkrimi: Nachdem bekannt wurde, dass 38 von den 45 Millionen Euro aus den Konten des verstorbenen Kärntner Landeshauptmannes entwendet worden waren, beginnt nun die Suche nach den Verdächtigen. Nach Angaben der Tageszeitung «Österreich» kommen dabei nur drei Personen in Frage: der ehemalige FPÖ-Klubdirektor im Parlament und amtierende Rechnungshofpräsident Josef Moser, Haiders Ex-Pressesprecher Karl Heinz Petritz und sein ehemaliger Sekretär Gerald Mikscha. Die drei waren für die Konten angeblich zeichnungsberechtigt.
Moser und Petritz wollen nichts mit der Sache zu tun haben. Sie haben die Gerüchte bereits dementiert. Moser, der seit 2004 Präsident des Rechnungshofes ist, meinte persönlich im Interview mit Radio Ö1, dass die Gerüchte «ein absoluter Blödsinn» seien. Seine Pressesprecherin erklärte, er habe über die Presse «zum ersten Mal gehört», dass er zeichnungsberechtigt sein soll.
Ähnlich reagierte Ex-Pressesprecher Petritz: «Das sind doch alles nur Märchen!», sagte er gegenüber der «Kronen»-Zeitung. Dass Millionen aus Libyen in die FPÖ-Kassen über Liechtensteiner-Konten geflossen seien, könne man «absolut ausschliessen», so der frühere Vertraute Haiders weiter. Der Sohn des libyschen Diktators Saif-al-Islam habe sie «seinerzeit unterstützt, damit österreichische Firmen Kontakte in Libyen knüpfen konnten».
Alle Blicke richten sich nun auf Mikscha
Gerald «Gerry» Mikscha war hingegen für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Wie das Nachrichtenportal «oe24» berichtet, soll er bereits seit längerer Zeit untergetaucht sein. Mikscha soll sich in Paraguay aufhalten und seit Jahren eine auffallend grosse Hacienda mit Tausenden Hektar Land bewohnen.
Wie «oe24» weiter schreibt, soll der ehemalige Sekretär und enger Mitarbeiter Haiders im Jahr 2004 wie von der Bildfläche verschwunden sein. Mikscha war 1993 vom damaligen FPÖ-Chef Haider zu dessen persönlichen Referenten gemacht worden. Nachdem sich Haider vor dem Nationalratswahlkampf im Jahr 1999 mit mehreren seiner Berater verkracht hatte, stieg der junge Mikscha schnell in die Rolle des engen Vertrauten auf. Die Millionen, die sein Chef in Liechtenstein hatte, durfte er mit freier Hand verwalten.
«Der Gerry ist weg»
Laut dem Medienbericht soll Gerry Mikscha zum Verbindungsmann zu Gaddafis Sohn avanciert sein. Dabei soll er regelmässig die in Plastik eingeschweissten sechsstellige Dollarbeträge mit «Spenden» entgegengenommen haben. Im Jahr 2000 machte Haider Mikscha zum FPÖ-Bundesgeschäftsführer. Als Haider wenig später als FPÖ-Vorsitzender zurücktritt, geht auch Mikscha. Er wird aber noch oft an Haiders Seite gesehen: In Liechtenstein Anfang September 2002 und auch in Libyen ein Jahr später, als Haider das libysche Staatsoberhaupt Muammar Gaddafi besucht.
2004 ist Mikscha plötzlich weg. Und mit ihm ein «zweistelliger Millionenbetrag von den Liechtensteiner Konten», wie FPÖ-Politiker munkeln. Zwei Jahre später entdeckt Haider laut «oe24.at» seinen ehemaligen Vertrauten, 70 Kilometer von Paraguays Hauptstadt Asunción entfernt. Er fordert ihn durch einen Mittelsmann zur Rückkehr nach Österreich auf, vergeblich. 2008, kurz vor seinem letzten Nationalratswahlkampf, versucht er es erneut – wieder erfolglos. Wo Mikscha sich heute aufhält, ist unklar. Sicher ist: Paraguay hat kein Auslieferungsabkommen mit der EU.
«Da sind keine Konten aufgetaucht»
Die Liechtensteiner Staatsanwaltschaft hat mittlerweile dementiert, dass Unterlagen über hohe Vermögenswerte des früheren Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider im Fürstentum entdeckt wurden: «In den in Liechtenstein beschlagnahmten Unterlagen sind keine Konten oder Gesellschaften aufgetaucht, die von Dr. Jörg Haider oder seinem unmittelbaren Umfeld kontrolliert wurden oder werden», heisst es in einer Stellungnahme von Dietmar Baur, dem Stellvertreter des Leitenden Staatsanwalts, aus der die österreichische Nachrichtenagentur APA zitiert.
Der Staatsanwaltschaft ist dem E-Mail zufolge nicht bekannt, worauf sich die diesbezüglichen Medienberichte stützen. Bisher seien in Liechtenstein keine Anfragen oder Rechtshilfeersuchen aus Österreich in diesem Zusammenhang eingelangt.