Humor als politisches Programm
Mit den Mitteln der Lachtherapie will der künftige Vizepräsident von Ecuador, Lenin Moreno, Anstösse zu positiven Veränderungen in dem Andenstaat geben.
Er wolle den Beschäftigten im öffentlichen Dienst vermitteln, wie wichtig der Humor sei, um die Qualität ihrer Arbeit zu verbessern, sagte der 53-jährige Politiker. Der gewählte Präsident Rafael Correa habe ihn zum Stellvertreter bestimmt, damit er seinen Sinn für Humor in die neue Regierung einbringe.
Moreno ist in der künftigen Linksregierung ab 15. Januar für die Modernisierung des Staates, für Wissenschaft und für die Behindertenarbeit zuständig. Er hat mehrere Bücher über die positiven Wirkungen des Lachens geschrieben und entsprechende Motivationsseminare angeboten. Die Bedeutung des Humors habe er kennengelernt, sagt Moreno, als er sich vor neun Jahren von den Folgen einer Schussverletzung erholt habe, die er bei einem Raubüberfall erlitten habe.
Die Kugel traf seine Wirbelsäule und lähmte ihn von der Hüfte abwärts. «Bevor ich auf die heilsame Wirkung des Humors stiess, wollte ich sterben», sagt Moreno im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AP. Es sei die komische Bemerkung eines Freundes gewesen, die ihm schlagartig die schmerzstillende Wirkung des Lachens bewusst gemacht habe.
Vor der Einladung Correas, ihn als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten im Wahlkampf zu unterstützen, war Moreno kaum politisch aktiv gewesen. Unter der Regierung von Gustavo Noboa (2000-2002) leitete er für wenige Monate den Nationalen Rat für die Behinderten. Im Wahlkampf machte sich Moreno vor allem über den rechtsliberalen Kandidaten Alvaro Noboa lustig, der sich wiederholt als Gottes Gesandten bezeichnete. «Ich habe da geantwortet, dass ich auch mit Gott gesprochen habe», sagt Moreno. «Er sagte mir, ja, Gott habe Noboa hierhin geschickt, weil sie ihn da oben nicht länger ertragen konnten.»
Allerdings ist auch Correa nicht unbedingt sicher vor den Scherzattacken seines künftigen Vizepräsidenten. «Er sagte mir, dass er anfangen werde, gegen mich zu konspirieren, wenn ich noch einen einzigen schlechten Witz erzähle», sagt Correa. Und das ist gar nicht so weit hergeholt in Ecuador, wo die letzten drei Präsidenten vorzeitig ihr Amt aufgeben und ihren Platz für den Vizepräsidenten räumen mussten. (dapd)