Heiliger Prophet auf Hundekörper

Aktualisiert

Heiliger Prophet auf Hundekörper

Die schwedische Zeitung «Nerikes Allehanda» hat eine Karikatur abgedruckt, die den Propheten Mohammed als Hund zeigt. «Wir wollten damit die Diskussion über die Pressefreiheit illustrieren», sagte Chefredaktor Johansson gegenüber 20minuten.ch. Ziel erreicht: Der iranische Botschafter läuft bereits Sturm.

Der Iran hat sich offiziell bei der schwedischen Regierung über die Darstellung des Propheten Mohammed als Hund in der Zeitung beschwert.

Wie das Aussenministerium in Stockholm am Dienstag bestätigte, wurde am Vortag eine Botschaftsvertreterin in Teheran in das dortige Aussenministerium einbestellt, um einen mündlichen Protest entgegenzunehmen.

«Dialog anstossen»

Auslöser war ein Bild des Zeichners Lars Vilk in der Regionalzeitung «Nerikes Allehanda», das Mohammed als riesiges Hundedenkmal in der Mitte eines Kreisverkehrs zeigt. Das Blatt illustrierte damit einen Leitartikel über Meinungsfreiheit sowie Vilks Bilder. Zwei geplante Ausstellungen mit Werken des Zeichners Vilk waren zuvor unter Hinweis auf «Sicherheitsrisiken» abgesagt worden.

Chefredaktor Ulf Johansson begründete die Aktion gegenüber 20minuten.ch damit, man habe einen «Dialog, auch mit Moslems, über Pressefreiheit und Zensur anstossen» wollen. Die Pressefreiheit werde im Westen stets beschworen, aber in gewissen Fällen heisse es dann doch «das darf man nicht».

Bereits publiziert

Die betreffende Karikatur sei im Übrigen bereits früher in diesem Sommer von diversen schwedischen Blättern wie beispielsweise «Aftonbladet» publiziert worden, sagte Johansson weiter. Diese Zeitungen seien zum Teil auflagestärker als «Nerikes Allehanda». Dennoch habe sich damals kein Protest geregt.

«Erst als hier in Örebro eine Demonstration stattfand - über die wir natürlich berichteten -, wurde die internationale Presse aufmerksam», erklärte Johansson. Man habe mit den Demonstranten übrigens ebenfalls diskutiert.

«Man kann nie sicher sein»

Ernste persönliche Konsequenzen wie zum Beispiel Todesdrohungen befürchte er nicht, sagte Johansson. «Aber es ist unmöglich zu wissen, was passieren wird. Man kann nie sicher sein.» Die Redaktion habe den Sicherheitsaspekt vor der Publikation der Karikatur eingehend besprochen. Die Hoffnung, einen Dialog mit der moslemischen Seite anstossen zu können, habe aber die Bedenken überwogen.

Erfreulich sei die Vielzahl der Reaktionen, so Johansson. Und die seien beileibe nicht nur negativ gewesen: «Viele Rückmeldungen haben uns bestätigt, dass die Diskussion der Meinungsfreiheit eine wichtige Sache ist.»

Das schwedische Aussenministerium wollte den iranischen Protest nicht kommentieren.

SDA/dhr

Karikaturenstreit

Nachdem im September 2005 in der dänischen Tageszeitung «Jyllands-Posten» zwölf Karikaturen des islamischen Propheten Mohammed erschienen waren, kam es nach einer monatelangen Verzögerung zu gewalttätigen Protesten in der islamischen Welt.

Dänische Waren wurden boykottiert und dänische Botschaften in islamischen Ländern wurden in Brand gesteckt. Bei den Auseinandersetzungen kamen mehrere Menschen ums Leben.

Im Westen gab es unterschiedliche Reaktionen: Manche Stimmen verteidigten die Veröffentlichung der Karikaturen mit dem Argument der Pressefreiheit, während andere sie als bewusste Provokation verurteilten.

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