50 Deutsche jagen acht Inder durchs Dorf
Im sächsischen Ort Müglen wurden gestern Nacht acht Inder von Deutschen durch den Ort gejagt und verprügelt. Obwohl die Polizei Hinweise auf ein Neo-Nazi-Treffen hatte, will man von einem rechtsextremen Hintergrund der Täter nichts wissen.
Bei der Hetzjagd auf indische Besucher eines Stadtfestes in Mügeln sind in der Nacht zum Sonntag zwölf Menschen verletzt worden. Etwa 50 zumeist junge Deutsche hatten eine Gruppe von Indern verfolgt, die nach einem Streit in eine Pizzeria flüchteten. Dort haben die Deutschen Türen der Gaststätte eingetreten. Das teilte die Polizei am Sonntag erst mehr als 20 Stunden nach dem brutalen Vorfall mit.
Etwa 70 Polizeibeamte hätten die Angreifer schliesslich abgedrängt.
Bei den Auseinandersetzungen wurden sämtliche acht Inder und vier Deutsche verletzt. Einer der indischen Besucher und ein Deutscher mussten im Krankenhaus behandelt werden. Auch zwei Polizisten erlitten Verletzungen.
Über Festnahmen wurden keine Angaben gemacht; es sei jedoch eine Ermittlungsgruppe gegründet worden, hiess es. Zahlreiche Schaulustige hatten sich den Überfall mit angesehen, ohne den Verfolgten zu helfen. Was den Streit ausgelöst hat, ist noch offen. Bisher sei auch noch unklar, ob die Schaulustigen zustimmend applaudiert oder einfach nicht eingegriffen hätten.
Die Vermutung, die Hetzjagd habe einen rechtsradikalen Hintergrund, wird bisher nicht offiziell bestätigt. Das wisse er nicht, erklärte Bürgermeister Gotthard Deuse heute im TV-Sender N24. «Die Polizei ermittelt in alle Richtungen. Es ist noch nicht genau bekannt, wer und was hier den Anlass zu solchen Ausschreitungen gegeben hat.»
Deuse räumte ein, dass es bereits im Vorfeld des Stadtfestes Hinweise auf Aktionen von Rechtsradikalen gegeben habe. «Es wurde angedeutet, dass es irgendwelche Probleme geben könnte. Ich habe das auch der Polizei rechtzeitig mitgeteilt. Die waren informiert, und ich denke, sie haben dann diese Sache auch ordnungsgemäss bearbeitet.» Organisierte Rechtsradikale gebe es in seiner Gemeinde aber nicht, sagte Deuse.
(dpa/AFP)