Eskalation in KoreaSüdkorea schwört Rache
In Südkorea sind die beiden bei einem nordkoreanischen Artillerieangriff getöteten Soldaten beigesetzt worden. Der Kommandant der südkoreanischen Marineinfanterie kündigte dabei tausendfache Vergeltung an.
Mit den Soldaten waren auch zwei Zivilisten bei dem Angriff getötet worden. Regierungschef Kim Hwang Sik und der scheidende Verteidigungsminister Kim Tae Jung, hohe Militärs und Angehörige gehörten zu den Trauernden, die sich am Samstag in einem Militärspital nahe Seoul versammelten.
Der Tod der beiden Marinesoldaten werde «mit Sicherheit» gerächt werden, sagte der oberste Marinechef Yoo Nak Joon vor den Särgen der 20 und 22 Jahre alten Männer. Nordkorea werde «hundert- und tausendfach zahlen».
Der neue südkoreanische Verteidigungsminister sprach sich derweil einem Zeitungsbericht zufolge für ein härteres Vorgehen gegen Nordkorea aus.
«Wir müssen auf Provokationen Nordkoreas scharf reagieren», sagte Kim Kwan Jin zu Mitarbeitern des koreanischen Präsidenten, wie die Zeitung «Chosun Ilbo» berichtete. Man müsse mit vielfacher Härte zurückschlagen.
Erneute Zuspitzung
Es wurde erwartet, dass die Spannungen in der Region noch weiter steigen, wenn am Sonntag ein südkoreanisch-amerikanisches Manöver beginnt. Nordkorea nannte die Übung am Samstag eine «unverzeihliche Provokation».
Die Regierung in Pjöngjang drohte abermals mit Vergeltung, sollte nordkoreanisches Gebiet verletzt werden. Dann würde die Hochburg der Feinde in eine See von Feuer verwandet, hiess es auf der staatlichen Website Uriminzokkiri.
China, der engste Verbündete Nordkoreas, rief beide Seiten zu Zurückhaltung auf. Wie die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Freitagabend berichtete, habe Aussenminister Yang Jiechi die Lage auch in einem Telefonat mit seiner US-Kollegin Hillary Clinton erörtert.
«Defensive» Übung
Zuvor hatte sich Peking kritisch zu dem geplanten gemeinsamen Manöver amerikanischer und südkoreanischer Verbände im Gelben Meer geäussert. Die USA bekräftigen ihrerseits, dass sich das Militärmanöver nicht gegen China richte. Die Übungen, die am Sonntag beginnen sollen, seien «defensiver Natur» und dienten zur Abschreckung Nordkoreas, sagte ein Pentagon-Sprecher.
Zu dem Manöver wird auch der atomgetriebene Flugzeugträger «USS George Washington» im Gelben Meer erwartet. Das Manöver findet nur rund 110 Kilometer südlich von der Insel Yeonpyeong statt, die am Dienstag beschossen wurde. Die USA haben mehr als 28 000 Soldaten in Südkorea stationiert.
Aufruf an China
US-Generalstabschef Mike Mullen forderte China zugleich zu einem stärkeren Druck auf Nordkorea auf, um eine Eskalation im Korea- Konflikt zu verhindern. Warum China bislang nicht mässigender auf Nordkorea einwirke, sei nur schwer zu erklären, sagte er in einem am Freitag vorab veröffentlichten CNN-Interview.
Nach seiner Einschätzung versuche die Führung in Peking den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Il zu kontrollieren. Aber das sei kaum möglich, denn Kim sei unberechenbar. China müsse seinen Einfluss stärker geltend machen, sagte der Admiral. (sda)
Militärmanöver mit Südkorea nicht gegen China gerichtet
Die USA haben bekräftigt, dass sich ihr mit Südkorea geplantes Militärmanöver im Gelben Meer nicht gegen China richte. Die Übungen, die am Sonntag beginnen sollen, seien «defensiver Natur» und sollten zur Abschreckung Nordkoreas dienen.
Dies sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag in Washington. Zuvor hatte die Führung in Peking die USA und Südkorea vor einem Eindringen in chinesische Gewässer gewarnt.
Bereits am Donnerstag warnte Chinas Regierungschef Wen Jiabao vor «jeglichen provozierenden militärischen Aktivitäten». China ist der engste Verbündete Nordkoreas. Es äusserte sich bislang nur sehr zurückhaltend zu dem nordkoreanischen Artillerieangriff auf die südkoreanische Insel Yeonpyeong am Dienstag.
Dabei waren vier Menschen getötet und 18 weitere verletzt worden. Südkorea erwiderte den Beschuss. (ap)