Memoiren veröffentlichtCastro-Schwester in Diensten der CIA
Fidel Castros jüngere Schwester Juanita hat für den US-Geheimdienst CIA gearbeitet, als dieser Attentate auf den kubanischen Revolutionsführer plante. Dies enthüllte sie in einem TV-Interview und in ihrer Biographie.
Die heute 76-jährige Juanita ist das fünfte von sieben Castro-Geschwistern. Anfangs unterstütze sie die vom älteren Bruder Fidel angeführte Revolution, sie beteiligte sich am Aufbau von Spitälern und Kliniken auf dem Land. Doch als die Revolutionäre begannen, ihre Gegner einzusperren und hinzurichten, verlor sie ihren Enthusiasmus. Nach der Enteignung von privatem Land – darunter auch der Grundbesitz der wohlhabenden Castros – wandte sich Juanita endgültig ab. 1964 ging sie erst nach Mexiko, dann nach Miami.
Nun hat Juanita Castro ihre Memoiren veröffentlicht unter dem Titel «Fidel und Raúl: Meine Brüder. Die geheime Geschichte». Ihre Co-Autorin, die mexikanische Journalistin Maria Antonieta Collins, führte mit ihr eine Reihe von TV-Interviews, die im Verlauf dieser Woche auf dem spanischsprachigen TV-Sender Univision-Noticias 23 ausgestrahlt werden. Gleich die erste Folge am Sonntag brachte eine brisante Enthüllung: Noch bevor sie aus Kuba flüchtete, wurde Juanita Castro vom US-Geheimdienst CIA angeheuert.
Eine ihr und Fidel nahestehende Person sei auf sie zugekommen und habe erklärt, die CIA wolle mit ihr sprechen. «Ich war ziemlich schockiert, aber ich sagte zu», so Juanita Castro. Wer die Person war und welche Form die Zusammenarbeit hatte, wurde nicht erläutert. Dies dürfte aus den weiteren Interview-Segmenten hervorgehen. Genau in jener Zeit war die CIA in zahlreiche Attentatsversuche auf Fidel Castro verwickelt. Gemäss Maria Collins arbeitete Juanita Castro von 1961 bis 1964 für den Geheimdienst, dabei habe sie ihr Leben riskiert. Unter anderem soll sie Regimegegner in ihrem Haus versteckt haben.
«Sehr interessante Neuigkeiten»
Mit Fidel habe sie 1963 nach dem Tod von Mutter Lina Ruz Gonzalez letztmals gesprochen, so Juanita Castro. Mit Raúl, dem heutigen Staatschef, habe sie kurz vor ihrer Ausreise nach Mexiko 1964 das letzte Mal Kontakt gehabt. «Meine Situation in Kuba wurde heikel wegen meiner Aktivitäten gegen das Regime», begründete sie den Gang ins Exil. In Miami führte sie jahrelang eine Apotheke. Ihre Memoiren, die seit heute Montag in den Buchläden erhältlich sind, sollen «sehr interessante und unbekannte Neuigkeiten über die Familie von Fidel Castro enthalten», sagte der Journalist Carlos Alberto Montaner, der das Vorwort verfasst hat, gemäss dem «Miami Herald».