Bundeskanzler mit illegalem iPhone?
Österreich hat ein «Handy-Gate»: Bundeskanzler Alfred Gusenbauer hat mit einem iPhone telefoniert, als das trendige Gerät offiziell noch nicht erhältlich war. Die Partei von Jörg Haider wittert illegale Machenschaften.
Die österreichische Regierung ist nicht zu beneiden: Gerade erst hat sich die seit Monaten wackelnde grosse Koalition von SPÖ und ÖVP zusammengerauft und vorgezogene Neuwahlen vorerst vermieden. Und nun sieht sich SPÖ-Kanzler Alfred Gusenbauer mit unangenehmen Fragen zu seinem Kommunikationsverhalten konfrontiert.
Das Problem heisst iPhone: Das Kult-Handy von Apple ist in Österreich seit dem 14. März offiziell im Verkauf. Gusenbauer aber wurde bereits vor diesem Termin dabei ertappt, wie er mit dem trendigen Teil telefonierte. Die Rechtspartei BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich), Jörg Haiders Abspaltung von seiner einstigen Partei FPÖ, wittert einen Skandal. Sie vermutet, dass das Gerät «entweder illegal entsperrt wurde» oder der Bundeskanzler ein «Handy-Upgrade» bekommen habe.
Gemäss der Nachrichtenagentur APA hatte sich Gusenbauer «schon vor zwei Monaten das Kult-Handy in den USA besorgt». Für das BZÖ Grund genug, eine parlamentarische Anfrage in dieser Sache einzureichen. «Haben Sie während Ihres Joggens im Central Park einen Abstecher in den Apple-Shop unternommen, um das iPhone zu erwerben?» will die Haider-Truppe wissen. Sie fragt auch, ob für das Gerät Steuergelder ausgegeben wurden und ob der Kanzler «eine Sonderbehandlung seitens eines Mobilfunkunternehmens» genossen habe.
«Privatangelegenheit»
«Gusenbauer sollte lieber endlich einmal das Ohr am Bürger haben und nicht am sündteuren illegalen iPhone», lästert das BZÖ weiter. Das Büro des Kanzlers gab sich betont gelassen. Sprecher Stefan Pöttler bestätigte gemäss Medienberichten, dass Gusenbauer das iPhone im Februar zum Geburtstag bekommen habe. Wie er die technische Ländersperre umgehen konnte, wollte Pöttler nicht sagen. Man könne mit dem iPhone auch über ausländische Anbieter telefonieren. Und überhaupt sei das Ganze eine «Privatangelegenheit». Die parlamentarische Anfrage des BZÖ werde entsprechend unbeantwortet bleiben.
In Österreich schüttelt man nur den Kopf über die neuste Polit-Posse. «Willkommener Anlass, um wieder einmal von wirklichen Problemen abzulenken», schreibt ein Leser auf der Website der «Kronen Zeitung». Aus Schweizer Sicht bleibt ohnehin nur Neid auf den östlichen Nachbarn: Der Verkaufsstart des iPhone ist bei uns nach wie vor nicht in Sicht.
(pbl)