Afghanistan: Nato-Soldaten schiessen wahllos auf Zivilisten
Nach einem Selbstmordanschlag auf die Internationale Schutztruppe ISAF in der südafghanischen Stadt Kandahar sind schwere Vorwürfe gegen die NATO-geführte ISAF laut geworden.
Beim Anschlag und der anschliessenden Schiesserei wurden mindestens acht Menschen getötet.
«Kurz nach dem Anschlag haben die NATO-Kräfte damit begonnen, wahllos auf die Einheimischen zu feuern», sagte der Parlamentsabgeordnete Khalid Paschtun am Sonntag.
ISAF untersucht Vorwürfe
Mehrere Zivilisten seien getötet worden. «Das Volk und ich als Parlamentsabgeordneter verurteilen diese Tat.» Die NATO-Truppen «behandeln jeden als Terroristen». Die ISAF teilte mit, sie untersuche Vorwürfe, wonach ISAF-Soldaten nach dem Anschlag vom Sonntag «Warnschüsse» abgebeben und Zivilisten getötet hätten.
Bei dem Anschlag auf die ISAF im belebten Stadtzentrum hatte der Attentäter drei afghanische Zivilisten mit in den Tod gerissen. Drei ISAF-Soldaten waren verletzt worden. Polizei und Augenzeugen berichteten, Soldaten hätten anschliessend fünf weitere Zivilisten getötet.
Besonders im Süden und Osten Afghanistans kommt es immer wieder zu Anschlägen und schweren Kämpfen mit Rebellen. Nach ISAF-Angaben sind in diesem Jahr mindestens 227 afghanische Zivilisten und 17 ISAF-Soldaten bei rund 100 Selbstmordanschlägen im Land getötet worden.
ISAF: Vermisster Helikopter entdeckt
Die radikal-islamischen Taliban erklärten am Sonntag, sie hätten am Vortag in Südafghanistan einen von der ISAF gecharterten Helikoptern abgeschossen. Dabei seien drei Menschen an Bord getötet worden.
Die ISAF teilte mit, der seit Samstag vermisste Helikopter sei in der Provinz Kandahar entdeckt worden. Die Absturzursache und das Schicksal der acht Menschen an Bord seien unklar. Die ISAF teilte am Sonntag mit, bei Kämpfen in der südafghanischen Provinz Helmand hätten Soldaten «eine bedeutende Anzahl» Rebellen getötet.
Der Mohnanbau zur Gewinnung von Rohopium in Afghanistan hat in diesem Jahr trotz aller Bemühungen zur Eindämmung einen Rekordstand erreicht. Nach einer Untersuchung der US-Regierung wurden im Laufe der vergangenen elf Monate 5644 Tonnen Opium produziert - ein Anstieg um 26 Prozent.
Zugleich nahm auch die Anbaufläche für Mohnpflanzen um 61 Prozent zu, zitierten US-Medien am Samstag aus der Studie der Washingtoner Drogenbehörde. Aus Rohopium wird Heroin gewonnen. Das Opium aus Afghanistan macht nach Schätzungen mehr als 90 Prozent des weltweiten Heroin-Aufkommens aus.
(sda)